Köln (SID) – Ein „katastrophales Bild“, ein „unheilvoller Prozess“: Dirk Zingler, Präsident des Bundesligisten Union Berlin, hat den Deutschen Fußball-Bund und DFB-Direktor Oliver Bierhoff scharf kritisiert. Der DFB habe „in den letzten Jahren ein katastrophales Bild abgegeben“, sagte Zingler im vereinseigenen Klub-TV: „Nicht nur durch die Personal-Themen in den letzten Wochen und Monaten, sondern einfach durch den Weg, der dort eingeschlagen wurde.“
Die Nationalmannschaft, so Zingler, spiele „ausgerichtet nach TV-Zeiten, ausgerichtet nach Markenpolitik. Welche Kinder gucken von 21 bis 23 Uhr Fußball, wenn sie am nächsten Tag in die Schule müssen?“ Man müsse wieder „Fußball für die Menschen spielen lassen, die Menschen in den Mittelpunkt stellen, es nicht überziehen mit Kommerzialisierung, mit einer Show-Veranstaltung im Stadion“.
Es sei an der Zeit, „den Fußball der deutschen Nationalmannschaft den Menschen zurückzugeben“, sagte Zingler: „Was dort passiert, ist für mich eine totale Fehlentwicklung, und dafür mache ich Oliver Bierhoff auch verantwortlich, der aus der deutschen Nationalmannschaft eine Marke machen wollte.“
Der Berliner Zeitung sagte der 56-Jährige, die Entwicklung der Nationalmannschaft hin zur Marke ‚Die Mannschaft‘ habe diese von Jahr zu Jahr immer weiter vom eigentlichen Fußballfan entfremdet: „Das ist ein unheilvoller Prozess, der schon vor langer Zeit begonnen hat.“
Bei den Auftritten der Verantwortlichen in den letzten Interviews habe er, so Zingler, genau diese „Entfremdung gespürt. Man kann ja mal 0:6 verlieren, aber es wird gar nicht darüber gesprochen, welche Wirkung es tatsächlich auf den Fußballfan hat, sondern es wird sportfachlich diskutiert.“ Das zeige ihm, dass „einige Herren im Deutschen Fußball-Bund die Bindung zum eigentlichen Fußballfan total verloren haben“, sagte er im Vereins-TV.
Zingler glaubt, dass „die Fehlentwicklung im DFB auch den Klubfußball negativ beeinflusst. Da müssen wir dringend gegensteuern.“
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