Bremen (SID) – Wahnsinn im Weserstadion: Werder Bremen hat mit einem Gala-Auftritt den zweiten Abstieg nach 1980 vorerst verhindert. Das Team von Trainer Florian Kohfeldt rettete sich mit einem 6:1 (3:0) gegen den 1. FC Köln am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga noch auf Relegationsplatz 16 – und schaffte Teil eins des möglichen nächsten Wunders von der Weser. Ein Patzer von Fortuna Düsseldorf bei Union Berlin machte die späte Punktlandung im Kampf um den Klassenerhalt noch möglich.
Kohfeldt und Co. erhalten somit die Chance, in K.o.-Spielen gegen den 1. FC Heidenheim oder den Hamburger SV den Absturz am Ende einer katastrophalen Saison noch zu verhindern.
Yuya Osako befeuerte mit seinem Treffer zum 1:0 in der 22. Spielminute die Hoffnungen der Hanseaten, Milot Rashica (27.) und Niclas Füllkrug (29.) legten in Turbo-Manier nach. Im zweiten Durchgang erhöhten Davy Klaassen (55.), erneut Osako (58.) und Josh Sargent (68.) weiter, Dominick Drexlers Ehrentreffer für den FC dämpfte die Stimmung nur kurz (62.).
Werder, ein echtes Urgestein der Bundesliga, darf weiter hoffen. Vier deutsche Meisterschaften feierten die Bremer bislang, sechs Triumphe im DFB-Pokal kommen hinzu. Das Duell mit dem 1. FC Köln war das 1900. Erstligaspiel in der Vereinsgeschichte – kein Klub hat mehr im Fußball-Oberhaus vorzuweisen. Vor 40 Jahren, beim ersten Abstieg, hieß der Gegner im entscheidenden Spiel 1. FC Köln. Eine Wiederholung haben die Grün-Weißen nun verhindert.
Die völlig bisslosen Rheinländer hatten in der nun beendeten Saison mit Trainer Markus Gisdol die Abstiegsgefahr durch einen Zwischenspurt im Winter gebannt und schließen nahe des Ligakellers ab. Nach der Coronapause schaffte der FC keinen Sieg mehr.
Vor dem Anpfiff strotzte Kohfeldt schon voller Tatendrang. „Mir ist nicht flau, ich habe Energie, und ich will dieses Spiel gewinnen“, sagte er bei Sky. „Wir glauben dran“, stand auch auf einem Plakat unweit der Mittellinie. Die Werder-Bank war während der Partie immer über das Geschehen um Fortuna Düsseldorf informiert, doch der Hauptfokus galt erst einmal dem eigenen Versuch, den ersten Bundesliga-Heimsieg seit knapp zehn Monaten einzufahren.
Werder, erstmals wieder mit dem lange verletzten Torjäger Füllkrug in der Startelf, begann entschlossen und setzte in der Anfangsphase direkt zwei Fernschüsse ab. Die Kölner wurden nur bei einer Chance von Anthony Modeste gefährlich (9.). Werder erkämpfte sich immer größere Vorteile und schlug so eiskalt zu, wie man es im Weserstadion lange nicht gesehen hatte.
„Wir schaffen das“, schrie Füllkrug. Und auch Kohfeldt hatte kaum etwas zu bemängeln, einzig die Durchsage des Düsseldorfer Rückstands brachte ihn kurz aus der Fassung.
Nach dem Seitenwechsel blieben die Bremer trotz eines Kölner Dreifachwechsels auf dem Gaspedal und ließen keinen Zweifel daran, dass sie ihren Teil für das Erreichen der Relegation erledigen wollten. Mit Beginn der Schlussphase erkundigten sich die Ersatzspieler immer häufiger nach dem Stand bei der Fortuna – auf dem Platz hätte Grün-Weiß sogar noch erhöhen können, Rashica traf den Pfosten (81.). In den letzten Minuten kam zudem der eingewechselte Claudio Pizarro (41) zu seinem letzten Bundesliga-Einsatz.
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