Leverkusen (SID) – Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen wird die Ablöse für das Ausnahmetalent Kai Havertz (21), das für bis zu 100 Millionen Euro zum FC Chelsea gewechselt ist, nicht in Gänze für neue Spieler ausgeben. „Es ist selbstverständlich, dass wir die Summe, die wir für Kai bekommen, nicht wieder komplett investieren“, sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler (60) im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Man müsse in schwierigen Zeiten „mit Augenmaß und wirtschaftlich vertretbar handeln“. Man werde sicherlich auf der einen oder anderen Position etwas tun, „aber nicht in den Größenordnungen, wie vielleicht viele glauben“, so der Weltmeister von 1990. Am Dienstag hatte der Werksklub den tschechischen Angreifer Patrik Schick (24) von der AS Rom für 26,5 Millionen Euro Ablöse bis 2025 verpflichtet. Vor Havertz hatte bereits Kevin Volland (28) Bayer verlassen und war zur AS Monaco gewechselt.
Völler betonte nochmals, dass der Transfer von Havertz durchaus noch hätte scheitern können. „Chelsea wusste, dass die Chance, ihn in diesem Sommer zu bekommen, groß ist, weil sich andere namhafte interessierte Klubs in der Corona-Krise ein bisschen schwer getan hätten mit dieser Summe“, äußerte Völler. Im kommenden Sommer – „dann vielleicht ohne Corona – hätten andere Top-Klubs wieder angegriffen. Dann weiß ich nicht, ob Chelsea ihn noch bekommen hätte. Es war klar: jetzt oder nie“, so der einstige Italien- und Frankreich-Legionär.
Sehr zurückhaltend ist Völler in Bezug auf Nationalspieler Julian Draxler (26) von Paris St. Germain, der in französischen Medien als Neuzugang bei Bayer gehandelt wurde. „Es ist klar, wie so etwas zustande kommt. Er hat gerade zwei Länderspiele gemacht, hat in Paris noch ein Jahr Vertrag, spielt nicht so oft, wie er gern würde, und der Bundestrainer rät ihm, den Verein zu wechseln“, erläuterte Völler, der Ex-Torjäger der Rheinländer, „es war zu erwarten, dass es nun viele Gerüchte gibt.“
Über die gescheiterten Verhandlungen mit Volland über eine Vertragsverlängerung sagte Völler: „Wir hätten gern mit ihm verlängert. Aber man hatte unterschiedlichen Meinungen über Vertragsdauer und Vertragshöhe gehabt.“
Am Ziel Champions-League-Platz wird aus Sicht des Werksklubs in der bevorstehenden Saison nicht gerüttelt. „Es hat sich ja nichts geändert. Du hast in der Liga zwei Klubs, die normalerweise schon mal vor uns stehen werden: Bayern und Dortmund“, so Völler, „und dann gibt es vier, vielleicht fünf Klubs, die um diese beiden restlichen Champions-League-Plätze kämpfen. Einer davon sind wir.“
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