Köln (SID) – Im Zuge der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA plant der nationale Fußballverband USSF einen symbolträchtigen Schritt. Demnach soll den US-Nationalspielern künftig bei der Hymne vor Länderspielen ein Kniefall erlaubt werden. Bislang sind sie verpflichtet, während der Hymne zu stehen. Ein Sprecher des Verbandes bestätigte entsprechende Überlegungen. Auch das Olympische und Paralympische Komitee der Vereinigten Staaten (USOPC) will den Athleten neue Freiheiten bei der politischen Meinungsäußerung gewähren.
In einem offenen Brief an die Athleten des Teams USA, der am späten Montag veröffentlicht wurde, schrieb USOPC-Chefin Sarah Hirshland, dass die US-Offiziellen es bisher „versäumt haben, zuzuhören“, man habe in der Vergangenheit Rassismus und Ungleichheit toleriert. „Das tut mir leid. Sie haben Besseres verdient. Sie sind wichtig. Schwarze Leben zählen“, so Hirshland weiter.
Die US-Fußballerinnen forderten die USSF auf, sich bei ihren schwarzen Spielerinnen zu entschuldigen. „Wir sind der Meinung, dass der Verband die ‚Hymnen-Regularien‘ sofort aufheben und eine Erklärung veröffentlichen sollte, in der der Verband einräumen soll, dass die Regelung bei ihrer Verabschiedung falsch war. Und der Verband sollte sich bei unseren schwarzen Spielern und Anhängern entschuldigen“, hieß es in einer Erklärung der United States Women’s National Team Players Association (USWNT).
Am Dienstag soll sich der Vorstand des Verbandes in einer Videokonferenz zusammenschalten und darüber beraten, eine Abstimmung könnte am Freitag erfolgen. Bei einem Votum für die Änderung würde diese sofort in Kraft treten, sie wäre allerdings zunächst nur knapp ein Jahr gültig.
Der Schritt wäre umso bemerkenswerter, da die Hymne in den USA als besonderes Symbol für den Respekt gegenüber dem Land gilt. Der frühere Footballstar Colin Kaepernick war 2016 mehrfach bei der Hymne auf das Knie gegangen, um schon damals gegen Gewalt gegen Schwarze zu demonstrieren. Der damalige Spieler der San Francisco 49ers war am Saisonende 2016 entlassen worden und fand seitdem kein neues Team. Der Quarterback begründete dies mit seinem Protest.
Nach dem gewaltsamen Tod des Amerikaners George Floyd infolge eines Polizeieinsatzes zuletzt in Minneapolis war es landesweit zu Protesten gegen Rassismus und teils gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen.