Glasgow (SID) – Mit einem unglaublichen 45-Meter-Treffer hat Bayer-Stürmer Patrik Schick den stolzen Schotten das EM-Comeback ruiniert. Der Leverkusener führte Tschechien mit seinem sensationellen Doppelpack zum 2:0 (1:0) in Glasgow, das bei den Bravehearts im ersten Turnierspiel seit einem Vierteljahrhundert die Euphorie erstickte.
Schick ließ die frenetischen 9847 Zuschauer im Hampden Park mit einem wuchtigen Kopfball (42.) erstmals verstummen – nur um mit einem wunderbaren Linksschuss fast von der Mittellinie (52.) über den weit vor dem Tor postierten Keeper David Marshall nachzulegen.
Die Tschechen um Kapitän Vladimir Darida (Hertha BSC) haben somit die perfekte Ausgangslage für den Einzug in die K.o.-Runde. Den Schotten droht auch bei der dritten EM-Teilnahme nach 1992 und 1996 das frühe Aus. Die weiteren Gegner in der Gruppe D sind England und Vizeweltmeister Kroatien.
23 lange Jahre, seit der WM 1998, hatten die Schotten ein Turnierspiel herbeigesehnt. „Das ganze Land steht hinter euch“, hatte die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon in einer Video-Ansprache vor Anpfiff versichert: „Jeder Schottland-Fan hat so lange Zeit gewartet – auf diesen Moment!“ Entsprechend laut schallte „Flower of Scotland“ vor Anpfiff durch den Hampden Park.
Personell aber mussten die Gastgeber eine wichtige Stütze ersetzen. Kieran Tierney vom FC Arsenal fiel als linker Innenverteidiger in der angestammten Dreierkette angeschlagen aus. Somit formierte Nationaltrainer Steve Clarke seine Defensive notgedrungen um.
Dennoch suchten die Schotten angetrieben von ihren frenetischen Fans gleich den Weg nach vorne, am liebsten über die linke Seite mit Antreiber und Kapitän Andy Robertson vom FC Liverpool. Die Tschechen ließen sich in viele Zweikämpfe verwickeln, dabei sorgten sie bei schnellem Umschalten für Gefahr.
So scheiterte Schick (15.) aus zwölf Metern an Marshall, Elfmeter-Held aus dem Play-off-Krimi in Serbien im vergangenen November. Auf der Gegenseite zielten Stürmer Lyndon Dykes (18.) und Robertson (32.) zu ungenau.
Der EM-Zweite von 1996, der bei der EM verletzungsbedingt auf Torwart Jiri Pavlenka (Rücken) von Werder Bremen verzichten muss, münzte eine eigentlich abgewehrte Ecke zur Führung um. Nach toller Flanke von Vladimir Coufal setzte Schick sich gegen gleich zwei Verteidiger durch und köpfte platziert ins lange Eck.
Clarke brachte nach dem Seitenwechsel Che Adams für die Offensive, und wieder gehörte die Anfangsphase den Schotten. Jack Hendrys Lattentreffer (48.) aus 18 Metern ließ tosenden Applaus aufbranden. Doch dann fasste sich der clevere Schick bei einem Konter knapp drei Meter weit in der schottischen Hälfte ein Herz – Marshall eilte verzweifelt zurück und purzelte zum Entsetzen der berühmten „Tartan Army“ erst nach dem Ball ins Netz.
Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) bewies bei seiner Endrunden-Premiere in einer intensiven Begegnung eine klare Linie und zeigte einen unauffälligen Auftritt.
Text und Fotos: SID
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