Eigentlich war Rudi Völler nur in seiner Funktion als Sportdirektor von Bayer Leverkusen bei der großen Krisensitzung des DFB. Doch heraus ging er als derjenige, der dem am Boden befindlichen deutschen Fußball wieder neues Leben einhauchen soll. Ein Glücksfall, wie sich herausstellte – bereits sein erstes Spiel als Teamchef machte der erfolgshungrigen Fußball-Nation Deutschland wieder Hoffnung.
Debüt von Rudi Völler
Bei Völlers Debüt am 16. August 2000 fegte die nur Wochen zuvor bei der EM noch kläglich in der Gruppenphase gescheiterte DFB-Elf das Spitzenteam aus Spanien mit 4:1 vom Feld. Der Kaiser verneigte sich: „Es sind zwar größtenteils die alten Spieler, aber mit einem neuen Geist“, schrieb Franz Beckenbauer in seiner damaligen Bild-Kolumne: „Das ist das Verdienst von Rudi Völler. Er hat diese Mannschaft aufgerüttelt und an der Ehre gepackt. Ein solcher Mann hat uns lange gefehlt.“
Erst ein Doppelpack von Mehmet Scholl, dann noch zwei Treffer von Alexander Zickler – die bei der Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden unter Bundestrainer Erich Ribbeck leb- und ideenlose Mannschaft nahm die Iberer komplett auseinander. Selbst der Torschütze des Gegners huldigte dem neuen deutschen Heilsbringer an der Seitenlinie: „Er hat den Deutschen wieder Leben eingehaucht“, sagte Spaniens Sturmlegende Raul.
Der Hype um „Tante Käthe“
Auch wenn Völler selbst die Euphorie um seine Person „ein bisschen übertrieben“ fand, der Hype um „Tante Käthe„, wie der einstige Weltklasseangreifer wegen seiner grau gelockten Haarpracht bereits zu seinen Profizeiten genannt wurde, war nicht mehr aufzuhalten. Spätestens mit dem Vize-Weltmeistertitel erreichte „Rudi Nazionale“ Kultstatus. Lediglich das Ende mit dem enttäuschen Vorrunden-Aus bei der Europameisterschaft 2004 verpasste seiner Ära als Teamchef ein paar Kratzer.
Foto und Text: SID