Frankfurt/Main (SID) – Sie schweigen sich aus. Auch 20 Jahre danach. Franz Beckenbauer, Mohamed bin Hammam und alle anderen, die noch die Wahrheit über die mysteriöseste Überweisung in der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kennen. Umgerechnet 6,7 Millionen Euro – gezahlt für Stimmen im Kampf um die WM-Ausrichtung 2006?
Als der skandalumwitterte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter am 6. Juli 2000 den umjubelten Sieg verkündete („And the Winner is – Deutschland“), ahnte jedenfalls noch niemand etwas vom dunklen Schatten, der sich später über das legendäre Sommermärchen legen würde. OK-Bewerbungschef Beckenbauer und seine Mitstreiter lagen sich in den Armen, mit 12:11 Stimmen wurde Mitkonkurrent Südafrika denkbar knapp geschlagen.
Über die näheren Umstände des Votums ranken sich immer noch viele Spekulationen. Als gesichert gilt, dass Deutschland acht Stimmen aus Europa und vier aus Asien erhalten hat. Das genügte zum Sieg, Südafrika wurde schließlich als erstes afrikanisches Land 2010 WM-Gastgeber.
Zwar ist Blatter längst Geschichte, und auch die Bilder der WM-Endrunde beginnen allmählich zu verblassen. Die Umstände der WM-Vergabe jedoch sind seit Jahren präsent – was auch daran liegt, dass das Geheimnis um die Zahlung trotz größter Anstrengungen noch immer nicht gelüftet ist.
„Es ist höchst unbefriedigend, ja frustrierend, dass wir kein abschließendes Bild um die infrage stehenden Abläufe der WM 2006 haben“, sagte zuletzt DFB-Präsident Fritz Keller. DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge betonte nach der Einstellung eines Verfahrens der Schweizer Justiz gegen die damaligen WM-Macher: „Die vollständige Aufklärung der Hintergründe des Zahlungsflusses bleibt unverändert Ziel des DFB.“
Auf Hinweise von Beckenbauer und bin Hammam, dem Empfänger der Millionenzahlung, sollte der Verband nicht mehr hoffen. Beide geben sich bedeckt, scheinen die Abläufe vergessen zu haben – oder machen sich in Fall des lebenslang gesperrten bin Hammam sogar über die Aufarbeitung lustig. „Entschuldigen Sie“, witzelte der Katarer einst im ZDF-Interview auf die Frage nach dem Verwendungszweck der Millionen: „Das interessiert doch nur Sie und keinen anderen.“ Wie falsch er doch liegt.
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