Köln (SID) – Das Schweigen ist gebrochen, der Boykott vom Tisch, die Empörung über die Copa America in Brasilien jedoch unüberhörbar. In einem gleichzeitig in den Storys ihrer sozialen Netzwerke veröffentlichten Manifest sprachen sich Neymar und Co. gegen das kurzfristig ins Land beorderte Südamerika-Turnier aus. „Wir sind gegen die Veranstaltung der Copa America, sagen aber nie Nein zur brasilianischen Selecao“, schließt das Statement.
Für die Veröffentlichung des seit Tagen angekündigten offenen Briefes wartete die Nationalmannschaft bis nach dem 2:0 (1:0) am Dienstag in der WM-Qualifikation in Paraguay, dem sechsten Sieg im sechsten Spiel. „Wir wissen um unsere wichtige (gesellschaftliche) Rolle, haben aber nie abgelehnt, das Nationaltrikot zu tragen“, sagte Verteidiger Marquinhos schon direkt nach der Partie.
In der Mitteilung gestehen die Selecao-Akteure, dass sie „unzufrieden mit der Handhabung der Copa America durch die CONMEBOL“ sind und werfen der kontinentalen Dachorganisation einen „unangemessenen Prozess in ihrer Durchführung“ vor.
Der eigene Verband CBF, der gerade eine Suspendierung seines Präsidenten Rogerio Caboclo wegen sexueller Nötigung und Mobbings einer Mitarbeiterin ausstehen muss, sowie die Regierung des umstrittenen Staatsoberhaupts Jair Bolsonaro, die ebenfalls an dem übereilten Einspringen Brasiliens nach den Absagen der vorgesehenen Co-Gastgeber Kolumbien und Argentinien direkt beteiligt war, wurden dagegen in der Stellungnahme nicht namentlich erwähnt.
Auch wenn der Boykott der Selecao nun vom Tisch ist, könnte am Donnerstag in einer kurzfristig anberaumten Sitzung das Oberste Bundesgericht Brasiliens noch die Copa umstoßen. Die STF-Richter werden dann über Eilanträge von Oppositions-Abgeordneten gegen die Austragung am Zuckerhut entscheiden.
Wegen der negativen Resonanz hat zudem bereits ein Hauptsponsor seinen Rückzug angekündigt. Der Zahlungskarten-Dienstleister Mastercard wird keine seiner geplanten Aktionen während der Copa America starten und lediglich seinen Schriftzug auf Bannern lassen.
Text und Fotos: SID
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