Köln (SID) – Der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler Bernd Schuster (60), der zwei Jahre lang beim FC Barcelona (1982 bis 1984) zusammen mit Diego Maradona spielte, glaubt immer noch, dass der damalige Barca-Coach Udo Lattek über eine Bus-Affäre im Zusammenhang mit dem argentinischen Superstar gestolpert sei. „Ich denke schon. Diego hatte einfach eine Riesenmacht im Klub. Für Lattek kam Cesar Luis Menotti nach Barcelona, der Weltmeistertrainer von 1978“, sagte der Europameister von 1980 der Süddeutschen Zeitung. Am vergangenen Mittwoch war Maradona im Alter von 60 Jahren gestorben.
Schuster erinnert sich, dass Maradona von Anfang an Probleme mit dem deutschen Cheftrainer hatte: „Ja, Diego kam mit einer Sache nicht zurecht: Fitnesstraining. Zu der Zeit war es ja noch so, dass man vor allem in Trainingslagern in der Früh Fitness und Kraft gebolzt hat und kein Ball auf den Platz kam. Das war tödlich für Diego. Gift!“ Mit Ball habe er dagegen stundenlang auf dem Platz stehen können.
Schuster über Maradonas Bus-Affäre bei Barca: „Was bei Diego nicht so gut funktionierte, das war seine Uhr. Bei ihm wurde es schon mal später. Einmal saßen wir im Bus am Camp-Nou-Stadion – und Diego kam nicht. Wir dachten: Puh, mal sehen, was jetzt passiert. Der Flieger ging ja…“
Schuster berichtete, dass Lattek nicht gerade begeistert gewesen sei: „Udo Lattek sagte zum Chauffeur: ‚Komm, auf geht’s, zum Flughafen!‘ Da hat der Chauffeur geguckt, nach dem Motto: Was mache ich denn jetzt?“ Am Flughafen habe dann alle auf Maradona gewartet, „bis sein Fahrer kam und ihn brachte. Das hat ihm nicht gefallen, das kann man sich ja vorstellen“.
Schuster weiß noch, wie er erstmals mit Maradona bei Barcelona zusammentraf. „Man merkte sofort, dass er genau wusste, wer er war und warum Barca ihn geholt hatte. Er war ja schon als Junge der argentinische Gott. Aber er hat das nicht raushängen lassen. Er hat sich riesig gefreut, bei uns zu sein. Und er hat sofort versucht, eine gute Basis aufzubauen“, äußerte Schuster.
Im Trainingslager teilten sich der deutsche Star und „Dieguito“ ein Zimmer. „Die Gespräche mit ihm waren superinteressant. Wie wir den Fußball gesehen und gedacht haben, wie wir spielen und die Freude am Fußball leben wollen … Wir waren beide Straßenfußballer, das hat man gemerkt. Ich wusste: Das passt!“
Bei Lattek sei der Fall anders gelagert gewesen, so Schuster: „Auch für ihn war das natürlich ein Riesending – aber schwerer. Als Spieler hatte ich es etwas einfacher, ich konnte mit Diegos Art sehr gut leben.“
Aber Lattek als Trainer, noch dazu als deutscher Coach, habe seine Probleme mit den Ausnahmekönner gehabt. Schuster: „Wir beide hatten miteinander keine Probleme, aber ein Unterschied von mir zu Diego war, dass bei ihm das Leben neben dem Fußball nicht so geordnet war. Das hat Udo nicht so einfach akzeptiert.“
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