Thomas Reis hat in seinem alten Wohnzimmer mit Schalke 04 die Rote Laterne des Bundesliga-Tabellenletzten an seinen Ex-Klub VfL Bochum abgegeben.
Bochum (SID) – Thomas Reis hat in seinem alten Wohnzimmer mit Schalke 04 die Rote Laterne des Bundesliga-Tabellenletzten an seinen Ex-Klub VfL Bochum abgegeben. Die Königsblauen setzten sich im Straßenbahn-Derby im Ruhrstadion mit 2:0 (1:0) durch und verließen erstmals seit Ende Oktober den 18. Rang. Nach sechs Spielen in Folge ohne Niederlage haben die Gelsenkirchener unter ihrem neuen Trainer nicht nur zum Nachbarn, sondern auch den anderen Konkurrenten im Abstiegskampf aufgeschlossen.
Bochums Torhüter Manuel Riemann schenkte den Schalkern mit einem kuriosen Eigentor (45.) die Führung, Marius Bülter (79.) legte nach – beim VfL verschärft sich die Krise: Nach der fünften Pflichtspielpleite in Serie ist Bochum erstmals seit viereinhalb Monaten wieder Letzter. Für Königsblau endete mit dem ersten Auswärtssieg seit November 2019 die längste Negativserie der Bundesliga – nach 38 Spielen.
Der Empfang für Reis war wie erwartet unfreundlich. „Wenn du kein ehrloser Bastard bist, wer dann?“, prangte auf einem Transparent in der Ostkurve – in Anspielung auf dessen Spruch kurz vor der Entlassung: „Wenn ich kein Bochumer bin, wer dann?“ Den Wechsel kurz nach dem Rauswurf nach der 1:3-Hinspielpleite auf Schalke haben ihm die VfL-Fans bis heute nicht verziehen.
Der 49-Jährige, der als Spieler und Trainer mehr als 20 Jahre für den VfL tätig war und immer noch in Bochum wohnt, hatte sein Team gegenüber dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart auf zwei Positionen verändert: Rechtsverteidiger Cedric Brunner spielte nach Nasenbeinbruch mit Maske, für den kurzfristig verletzten Dominick Drexler rückte Eder Balanta ins Mittelfeld. Reis‘ Bochumer Nachfolger Thomas Letsch stellte nach dem 0:3 bei Werder Bremen gleich viermal um. Kapitän Anthony Losilla fehlte weiter wegen seiner Rotsperre.
Reis, im hellen Kapuzenpulli mit großem S04-Emblem am Spielfeldrand, erlebte schon in der Anfangsphase eine Schrecksekunde: Philipp Hofmann schoss den Ball völlig frei aus fünf Metern über das Schalker Tor (7.). Bochum versuchte, sein Tempo über die Flügel auszuspielen.
Das erste Bundesliga-Derby der beiden Nachbarn im Ruhrstadion seit über 13 Jahren war geprägt von vielen Zweikämpfen und Fouls, aber wenig technischen Finessen. Der Ball landete eher auf dem Stadiondach als im Tor. Zielstrebiger spielte der VfL, Christopher Antwi-Adjei scheiterte an Keeper Ralf Fährmann (21.), ebenso wie Takuma Asano (43.).
Meist versuchten es jedoch beide Teams mit langen Schlägen auf ihre Mittelstürmer und kämpften um die zweiten Bälle. Bezeichnend: Das Schalker Führungstor war ein Bochumer Geschenk. Nach einer Flanke von Rodrigo Zalazar bugsierte Riemann den Ball über die Linie.
Nach dem Seitenwechsel übernahm Schalke das Kommando. Die Bochumer Fans riefen frustriert: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ Doch Bülter ließ die Gäste jubeln.