Der 1. FC Saarbrücken marschiert immer weiter. Der unglaubliche Erfolgslauf des Drittligisten, dem mit Bayern München, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach bereits drei namhafte Bundesliga-Teams zum Opfer gefallen sind, ist schon jetzt legendär. Einzigartig aber ist der Halbfinaleinzug nicht – in der Geschichte des DFB-Pokals stießen mehrere Underdogs sogar bis ins Finale vor. Der SID gibt einen Überblick über die spektakulärsten Siegeszüge der Pokalhistorie.
Kickers Offenbach (1970): Es ist so etwas wie die Mutter der Underdog-Siegesserien. Am 29. August 1970 recken die Hessen als erster Zweitligist der Geschichte den DFB-Pokal in die Höhe – das 2:1 im Finale gegen den 1. FC Köln ist die Krönung eines unglaublichen Laufs. Weil die Partien ab dem Achtelfinale erst im Anschluss an die Fußball-WM im Sommer ausgetragen werden, spielen die 1970 aus der zweitklassigen Regionalliga aufgestiegenen Kickers die entscheidenden Partien zwar bereits mit einem Erstliga-Kader, überraschend bis sensationell sind die Siege über Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, den 1. FC Nürnberg und schließlich die Kölner aber dennoch.
Hannover 96 (1992): 22 Jahre dauert es, bis erneut ein Zweitligist jubeln darf – diesmal ist es einer mit besonderen Comeback-Qualitäten. Denn in der zweiten Runde war gefühlt schon Schluss, als Hannover auswärts beim Erstligisten Borussia Dortmund ein 0:2 noch in ein 3:2 umbiegt. Im Halbfinale muss der Titelverteidiger Werder Bremen im Elfmeterschießen dran glauben, weil einem gewissen Marco Bode vom Punkt die Nerven versagen. Am 23. Mai ist dann soweit: Auf den Tag genau 38 Jahre nach dem Gewinn der Meisterschaft wartet im Endspiel von Berlin der hochfavorisierte Bundesligist Borussia Mönchengladbach – und scheitert im Elfmeterschießen. Der legendäre 96-Torhüter Jörg „Colt“ Sievers kratzt zwei Strafstöße aus dem Eck und jubelt mit seinem Team auch über 300.000 Mark für die Mannschaftskasse.
Hertha BSC II (1993): Ein Jahr später passiert etwas, das heute in dieser Form unmöglich wäre. Seit 2008 sind zweite Mannschaften im Pokal nicht mehr zugelassen, 1993 aber marschiert eine von ihnen sogar bis ins Finale. Durch Siege über die SGK Heidelberg, den VfB Leipzig, Titelverteidiger Hannover, den 1. FC Nürnberg und den Chemnitzer FC gelingt ausgerechnet den Amateuren von Hertha BSC das, wonach die Profis bis heute lechzen: Ein Heimspiel im Pokalfinale zu bestreiten, das seit 1985 immer im Olympiastadion in Berlin ausgetragen wird. Auch im Endspiel gegen Bayer Leverkusen hält das Team um den späteren Vize-Weltmeister Carsten Ramelow gut mit, verliert aber nach großem Kampf mit 0:1.
Energie Cottbus (1997): Mitte der 1990er-Jahre starten die Cottbuser im Amateurbereich des deutschen Fußballs eine ähnliche Serie, wie sie Bayer Leverkusen derzeit bei den Profis zelebriert. Über 50 Pflichtspiele am Stück bleibt der Drittligist mit Trainer Ede Geyer ungeschlagen, auch im Pokal ist der spätere Zweitligaaufsteiger nicht zu bremsen. Mit dem FC St. Pauli und dem Karlsruher SC wirft Energie zwei Erstligisten aus dem Wettbewerb und scheitert erst im Finale am VfB Stuttgart. Ein gewisser Joachim Löw auf der Trainerbank und das „magische Dreieck“ um den genialen Krassimir Balakow sind dann doch eine Nummer zu groß – zwei Treffer von Giovane Elber begraben die Pokalträume der Lausitzer.
Union Berlin (2001): 22 Jahre bevor sich die Köpenicker völlig überraschend für die Champions League qualifizieren, sorgt Union auch im Pokal für eine echte Sensation. Der drittklassige Regionalligist marschiert durch den Wettbewerb, die Alte Försterei wird zur Festung und erst der stadtinterne Wechsel ins Olympiastadion kann den Siegeszug aufhalten. Schalke 04, das sich gut erholt von der dramatisch verlorenen „Vier-Minuten-Meisterschaft“ in der Vorwoche zeigt, lässt dank zweier Treffer von Jörg Böhme beim 2:0-Erfolg nichts anbrennen.
Bild: Endlose Euphorie: 1992 triumphiert Hannover 96 im Pokal (© IMAGO / WEREK/SID/imago sportfotodienst)