Essen (SID) – Fußball-Zweitligist Holstein Kiel hat auch dank eines äußerst umstrittenen Foulelfmeters Klubgeschichte geschrieben – und zugleich das DFB-Pokal-Märchen von Rot-Weiss Essen abrupt beendet. Kiel gewann im Duell der Underdogs beim starken Viertligisten mit 3:0 (2:0) und steht damit erstmals nach 80 Jahren wieder im Halbfinale des nationalen Pokalwettbewerbs.
Alexander Mühling (26.) sorgte per Strafstoß für die Führung, Essens Klubchef Marcus Uhlig sprach schon in der Halbzeit bei Sky von einem „Riesenskandal, das ist eine ganz krasse Fehlentscheidung“, er werde mal beim Video-Assistenten „anklopfen, vielleicht wecke ich jemanden“. Nur zwei Minuten nach dem Strafstoß erhöhte Janni Serra (28.) für die bis dahin unterlegenen Störche. Kurz vor Schluss traf außerdem Joshua Mees (90.).
Die Bayern-Bezwinger, die im Januar sensationell den Rekordmeister ausgeschaltet hatten, dürfen nun weiter träumen. Überhaupt erst einmal hatte Holstein bislang die Runde der letzten Vier erreicht: Zu Kriegszeiten stand Kiel 1941 im Halbfinale des Vorgänger-Wettbewerbs Tschammerpokal, ins Finale schaffte der Klub es nie – am 1. oder 2. Mai hat er nun erneut die Chance.
Essens außergewöhnliche Reise endete dagegen im Viertelfinale. Nach Siegen gegen Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen hatte man sich auch gegen Holstein etwas ausgerechnet. Und haderte am Ende mit Spielverlauf und Schiedsrichter, denn die Qualitäten, vor denen Kiels Trainer Ole Werner gewarnt hatte, zeigte Essen durchaus.
Dabei war die Favoritenrolle an diesem Abend eigentlich klar zugewiesen: Der Zweite der 2. Liga sollte deutliche Vorteile gegen einen Regionalligisten haben – davon war gleich zu Beginn allerdings nichts zu sehen.
Die bissigen Essener setzten sich in der Hälfte der Gäste fest, Kiel hatte dagegen immer wieder Probleme mit dem ramponierten Platz, der vor dem Spiel mit jeder Menge Sand einigermaßen geglättet worden war.
Erst nach etwa 20 Minuten gestaltete sich das Spiel ausgeglichener, Kiels Doppelschlag kam dennoch aus dem Nichts: Zunächst grätschte Dennis Grote gegen Finn Porath, zog allerdings zurück, der Kontakt war allenfalls minimal. Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) zeigte dennoch auf den Punkt, der Video-Assistent griff nicht ein.
„Wir haben 20.000 Euro für die Installation für den Videoassistenten bezahlt, und jetzt passiert nichts“, sagte Uhlig später, „das war garantiert kein Elfmeter.“ Mühling verwandelte dennoch sicher, noch in Essens Schockphase bediente Fin Bartels dann nach einem langen Ball Serra zum 2:0.
RWE gab in der Folge nicht nach, spielte mit Wut im Bauch, Simon Engelmann (45.), Marco Kehl-Gomez (45.+3), Isiah Young (64.) und Joshua Endres (80.) kamen zu Chancen. Kiel blieb insgesamt behäbig, fand durch die Führung aber auch deutlich mehr Sicherheit und geriet seltener in Bedrängnis.
Fotos: SID
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