Die neue Saison der zweiten Bundesliga soll ihrem „Hype“ gerecht werden.
Essen (SID) – Der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig freut sich auf den Spannungsbogen, den die 2. Fußball-Bundesliga, die am Freitag in die neue Saison startet, verspricht. „Also, wenn ich es mal etwas flapsig formulieren darf: Für mich ist die 2. Bundesliga noch unberechenbarer als Friedrich Merz (CDU-Parteivorsitzender, d.Red.) derzeit“, sagte der ehemalige Bundesliga-Manager im Interview mit den Funke Medien.
Die Einschätzung des 60-Jährigen ist klar: „Diese 2. Liga wird zu Recht gehypt. Das kann man mit Fakten unterfüttern: In dieser Saison finden sich dort mehr Gründungsmitglieder der Bundesliga als eine Klasse darüber, nämlich sieben.“
Nur die Anstoßzeit von 13.00 Uhr am Samstag erinnere ihn an die 2. Liga, so Rettig: „Bis auf Wiesbaden gegen Magdeburg sind in allen anderen Paarungen ehemalige Bundesligisten auf dem Platz. Und in der übriggebliebenen Partie haben wir sogar noch einen Europapokalsieger aus der damaligen DDR dabei. Da ist der Ausgang sehr offen.“
Allergisch reagiert Rettig auf die mögliche Verzwergung der Bundesliga durch die Aufstiege des 1. FC Heidenheim und von Darmstadt 98 und dem gleichzeitigen Abstieg der Schwergewichte Schalke 04 und Hertha BSC in die 2. Liga. Er spricht von einem „gegenseitigen Ausspielen“. Rettig erläuterte in den Funke Medien: „Für mich ist im Profifußball immer noch die sportliche Leistungsfähigkeit die härteste und wichtigste Währung und nicht das Erheben von Vermarktungspotenzialen, mir geht es nicht um den Wettstreit der Follower und Social-Media-Potenziale der Klubs. Man hat ja in der vergangenen Saison gesehen, was das dem HSV gegen Heidenheim beim Anpfiff genutzt hat.“
Der einstige DFL-Macher hat auch eine Erklärung dafür, warum viele Traditionsvereine nicht mehr der Bundesliga angehören: „Das ist leider das Phänomen bei den Traditionsvereinen, die eine ganz andere Emotionalität und Wucht haben: Dort ist, ich sage es vorsichtig, die Meinungsvielfalt ein bisschen größer. Das kann dazu führen, dass sich Entscheidungsträger zur Unvernunft treiben lassen, dem Druck des Boulevards folgen und nicht nachhaltig verantwortungsbewusst handeln.“
Verantwortungsvolles Management höre nicht mit dem Ende der eigenen Vertragslaufzeit auf. Rettig: „Unter Druck noch mal die Millionen rauspfeffern, um womöglich den eigenen Hintern zu retten, und eine Kasino-Mentalität, alles auf Rot oder Schwarz zu setzen, zeugt nicht von weitsichtigem Management. Für mich war bei allen Stationen immer wichtig, über die eigene Vertragslaufzeit hinaus zu denken und zu handeln.“
Bild: Andreas Rettig freut sich auf die 2. Liga (© FIRO/SID)