Die Fans des FC Bayern München haben das Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen zum Protest gegen die jüngsten Aussagen des FCB-Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß über WM-Gastgeber Katar genutzt. Dabei präsentierten die Fans des Rekordmeisters ein Banner, das direkt an den 70-Jährigen adressiert war. FanQ hat die Fußballfans in Deutschland befragt, wie sie die Protestaktion der Bayernfans bewerten.
Hoeneß: Arbeitsbedingungen in Katar „Werden besser und nicht schlechter“
Uli Hoeneß hatte sich vergangene Woche im Fußball-Talk „Doppelpass“ bei „Sport1“ wütend telefonisch zu Wort gemeldet und dabei den wegen der Menschenrechtslage und der Situation für ausländische Arbeiter umstrittenen WM-Gastgeber Katar verteidigt.
Seine Aussagen kamen bei den Bayernfans alles andere als gut an. Diese reagierten am vergangenen Freitag in der Partie gegen Bayer Leverkusen mit einem Protest-Banner. „Staatsbesuche, Trainingslager, Tausende Tote für WM-Jubel… Besser geht’s nur dem eigenen Gewissen, Uli H.“, war auf den Bannern in der Münchener Südkurve zu lesen.
„Die WM und das Engagement des FC Bayern und andere Sportaktivitäten in der Golf-Region werden dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter dort besser werden und nicht schlechter werden. Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen“, hatte Hoeneß beim Anruf in der Sendung gesagt.
Der 70-Jährige lieferte sich außerdem einen verbalen Schlagabtausch mit dem ehemaligen DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Der Ehrenpräsident der Bayern hatte Partei für den WM-Gastgeber Katar ergriffen. Rettig ist hingegen ein entschiedener Kritiker der WM-Endrunde im Golfstaat.
„Wenn sich die Aktionäre eines Unternehmens dafür entscheiden, an Katar Anteile zu verkaufen, kann man das kritisieren. Dann ist das aber die Entscheidung der Anteilseigner. Der größte Anteilseigner des FC Bayern sind die Mitglieder. Wenn diese ein derartiges Engagement ablehnen, ist das zu akzeptieren. Für den FC Bayern scheint das Votum seiner Mitglieder eher nachrangig zu sein“, kritisierte Rettig im Nachgang der Fußall-Talks.
Die staatliche Fluglinie Qatar Airways ist einer der größten Sponsoren der Bayern, die ihr Winter-Trainingslager auch in dieser Saison wieder im Emirat am Persischen Golf beziehen wollen. Diese Kooperation wird von der Fanszene bereits seit geraumer Zeit heftig kritisiert. Im Herbst des vergangenen Jahres hatte das Thema bei der Jahreshauptversammlung des Rekordmeisters für Streit und den vorzeitigen Abbruch der Veranstaltung gesorgt (FanQ berichtete).
FanQ hat die deutschen Fußballfans in diesem Zusammenhang befragt, wie sie den Protest der Bayern-Fans, denen die Geschäftsbeziehungen mit dem Wüstenstaat schon seit Längerem ein Dorn in Auge sind, gegen die jüngsten Aussagen von Uli Hoeneß bewerten.
Die Anhänger hierzulande scheinen hinsichtlich dieser Thematik weitgehend einer Meinung zu sein. So bewerten die Teilnehmer der entsprechenden FanQ-Umfrage die Protestaktion der Bayernfans mit 4,39 von fünf möglichen Sternen – ein deutliches Ergebnis, das aufzeigt, dass die Mehrheit der Befragten die Haltung der Bayernfans befürwortet.
So vergeben Sage und Schreibe 63,51 % der Fußballinteressierten volle fünf Sterne für die Kritik der Bayernfans an ihrem Ehrenpräsidenten. Es bleibt abzuwarten, ob beziehungsweise wie sehr das Thema Katar in der Jahreshauptversammlung am 15. Oktober die Spannungen zwischen Anhängern und Vereinsverantwortlichen verstärken wird.
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