Die Politiker Karl Lauterbach und Wolfgang Bosbach haben sich gegen Überlegungen in der Fußball-Bundesliga ausgesprochen, mit Hilfe von Corona-Massentests wieder Spiele vor Publikum zu ermöglichen. „Ich habe mich gefreut, dass das Konzept der Bundesliga mit den Geisterspielen aufgegangen ist und ich mit meiner Prognose da nicht richtig lag“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag-Ausgabe).
Jetzt sei „allerdings nicht der richtige Zeitpunkt, bereits über Lockerungen in den Stadien zu sprechen. Eine Lockerung im September kommt zu früh“, fügte der Bundestagsabgeordnete hinzu. Deutschland habe bisher viel Glück gehabt und einiges richtig gemacht. „Es ist aus medizinischer und auch aus ökonomischer Sicht absurd, da ein völlig überflüssiges Risiko einzugehen“, so der Epidemiologe. Er schlug vor, dass anstelle von rund 500.000 Fans mehr Pflegekräfte und Erzieher im Herbst getestet werden sollten.
Der SPD-Politiker erklärte, solche Tests, wie sie Union Berlin ins Gespräch gebracht hatte, seien nicht aussagekräftig genug. „Es kann vorkommen, dass bei einem Infizierten das Virus zum Zeitpunkt des Tests noch nicht nachweisbar ist, er aber später beim Spiel bereits ansteckend ist.“ Auch könnten bei bis zu 30 Prozent der Tests fälschlicherweise negative Ergebnisse angezeigt werden.
Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Bosbach warnte: „Die DFL und der DFB sollten jetzt im Hochgefühl des Neustarts aufpassen, dass sie nicht überziehen. Alles muss ganz eng mit Virologen und Epidemiologen abgestimmt werden.“ Ein einziges Spiel mit Infizierten könnte reichen, „dass das Infektionsgeschehen wieder steigt und es neue Restriktionen geben muss“. Der langjährige Vorsitzende des Innenausschuss des Bundestags glaubt nicht, dass Mitte September vor Fans gespielt werden kann.
„Keiner wünscht sich Geisterspiele, doch ich befürchte, dass die Bundesliga wieder mit ihnen starten wird. Volle Stadien und ausgelassene Stimmung auf den Rängen sehe ich leider in absehbarer Zeit nicht.“ Bosbach lobte zugleich, die DFL habe einen „hervorragenden Job“ beim „umstrittenen Neustart“ der Bundesliga gemacht.