Köln (SID) – Russland sorgt im Umgang mit kritischer Berichterstattung erneut für Aufsehen: Dem ARD-Journalisten Robert Kempe ist die Akkreditierung für die Spiele der Fußball-EM in St. Petersburg entzogen worden. Ein Sprecher der Europäischen Fußball-Union (UEFA) bestätigte auf SID-Anfrage einen Bericht des Westdeutschen Rundfunks und betonte, dass die Verweigerung der Zulassung eine Entscheidung der russischen Behörden gewesen sei. Für alle anderen zehn Spielorte der Endrunde (bis 11. Juli) gelte Kempes Akkreditierung weiterhin.
„Wir sehen darin eine Einschränkung der Pressefreiheit, die für uns nicht akzeptabel ist“, sagte WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni: „Wir fordern Russland dazu auf, für Aufklärung zu sorgen und unserem Kollegen freien Zugang zu den russischen Venues zu gewähren, damit er seiner Arbeit als Journalist vor Ort nachgehen kann.“ Eine Akkreditierung ermöglicht ein vereinfachtes Visum-Verfahren, der WDR bemühe sich nun um eine alternative Einreisemöglichkeit für Kempe.
Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) übte heftige Kritik. „Das ist ein inakzeptabler Eingriff in die Pressefreiheit, der ein weiteres Mal zeigt, dass kritische Berichterstattung in Russland nicht nur unerwünscht ist, sondern auch Konsequenzen für die Journalisten hat“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.
Der Fall erinnert an den des ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt, dem 2018 das Visum für die Einreise zur WM in Russland verweigert worden war. Nach massiver Kritik wurde diese Entscheidung zwar zurückgenommen. Seppelt verzichtete aufgrund der Warnung deutscher Sicherheitsbehörden dennoch auf die Reise nach Russland.
Kempe, der für den WDR und die ARD über die Zusammenhänge von Sport und Politik berichtet, hatte nach Senderangaben seine Akkreditierung Anfang Mai durch die UEFA bestätigt bekommen. Ende des Monats wurde ihm dann jedoch schriftlich mitgeteilt, die lokalen Behörden eines Landes hätten seine Akkreditierung nach einem „Hintergrund-Screening“ abgelehnt. Zuletzt hatte Kempe etwa über die Verbindungen des russischen Staatskonzerns Gazprom mit Europas Fußball berichtet.
Text und Fotos: SID
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