Das Turnier hat nach Ansicht des DFB-Chefs hinsichtlich Integration und Toleranz positive Signale ausgesandt.
Düsseldorf (SID) – Die ausklingende Heim-EM hat nach Meinung von DFB-Chef Bernd Neuendorf einen Kontrastpunkt zum Rechtsruck im Land bei den Europawahlen kurz vor Turnierbeginn gesetzt. „Deutschland ist ein Fußball-Land, das haben die vergangenen Wochen eindrucksvoll gezeigt. Ausgrenzung und Diskriminierung haben keinen Platz im Fußball“, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Interview mit der Rheinischen Post (Freitag-Ausgabe) zur Frage nach einer Abschreckung von Profis durch AfD-Stimmenzuwächse.
Die EM sei hinsichtlich Integration und Toleranz ein positives Signal gewesen, betonte Neuendorf weiter: „Das Turnier hat einmal mehr gezeigt: Sport steht für Gemeinschaft und Gemeinsinn, Sport und Fußball stehen für Teilhabe.“
Kritik an Bundestrainer Julian Nagelsmann für den Aufruf nach dem EM-Aus der Nationalmannschaft zu generell mehr Zusammenhalt in der deutschen Gesellschaft hält Neuendorf nicht für angebracht. „Wir sollten uns nicht darüber beklagen, dass der Bundestrainer über den Tellerrand schaut. Er setzt sich mit der Entwicklung des Landes und der Gesellschaft auseinander. Er hat eine Meinung und diese klar artikuliert. Ich habe das nicht als Einmischung in die Politik empfunden, wohl aber als Stellungnahme eines mündigen Bürgers.“
Die Politik gezielt ins eigene Boot holen will Neuendorf jedoch bei der Bewältigung der erhofft anhaltenden Fußball-Begeisterung in Deutschland nach der EM-Endrunde bei Kindern und Jugendlichen. Der DFB habe für ausreichend Trainer zu sorgen, „die Politik hingegen ist gefordert, wenn es um die Bereitstellung einer guten Sportinfrastruktur geht, um die Sanierung von Vereinsheimen, Kabinen und Sanitäranlagen“, sagte der DFB-Boss: Alle, die Fußball spielen wollten, müssten das „unter annehmbaren Bedingungen“ tun können.
Die wiedergewonnene Popularität des Fußballs in Deutschland soll die Nationalelf auch noch weiter steigern. „Wir wollen“, kündigte Neuendorf für den bevorstehenden Weg zum WM-Turnier 2026 in den USA, Mexiko und Kanada an, „sportlichen Erfolg und leidenschaftlichen Fußball spielen. Wir wollen aber auch immer wieder und ganz bewusst den Schulterschluss zu den Fans suchen.“
Als persönlich schönstes EM-Erlebnis nannte Neuendorf neben der Unterstützung des deutschen Teams durch die Zuschauer in Stuttgart beim Viertelfinal-Aus gegen Spanien „die friedlichen, bunten, stimmungsvollen und mitunter kilometerlangen Fanmärsche“ vor Spielen verschiedener Mannschaften durch die Spielorte: „Das hat mich sehr berührt.“
Einziges Manko bei der EM im eigenen Land ist aus Neuendorfs Sicht der Ausfall eines krönenden Abschieds für Ex-Weltmeister Toni Kroos im EM-Finale am Sonntag in Berlin gewesen. Sein besonderer Wunsch für Kroos wäre zwar nicht in Erfüllung gegangen, „aber er ist auch ohne weiteren Titel einer der größten Nationalspieler, die wir je hatten“.
Bild: Zufriedener EM-Gastgeber: DFB-Präsident Bernd Neuendorf (© AFP/SID/TOBIAS SCHWARZ)