Stuttgart (SID) – Tore, Tricks, Tabellenführung: Mit einem Offensivspektakel und einem Rekordsieg beim Heimdebüt von Bundestrainer Hansi Flick hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft neue Begeisterung geweckt – und Kurs auf die WM 2022 genommen. Drei Tage nach dem zähen 2:0 gegen den krassen Außenseiter Liechtenstein schoss sich die DFB-Auswahl mit einem überzeugenden 6:0 (4:0) gegen Armenien an die Spitze der Qualifikationsgruppe J.
Der Münchner Serge Gnabry mit seinen Länderspieltoren 17 und 18 (6./15.), der Dortmunder Marco Reus (35.), Timo Werner vom Champions-League-Sieger FC Chelsea (45.), der Gladbacher Jonas Hofmann (52.) und Debütant Karim Ademeyi (90.+1) von RB Salzburg sorgten vor 18.086 Zuschauern in Stuttgart für den besten Heimstart eines deutschen Nationaltrainers.
Die deutsche Mannschaft hat jetzt den Gruppensieg und damit das Direktticket für die Endrunde in Katar selbst in der Hand. Nächster Gegner ist am kommenden Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) in Reykjavik Island.
„Letztendlich geht es um die Präzision im Passspiel und Abschluss“, hatte Flick vor dem Anpfiff bei RTL betont, „ich hoffe, dass es heute besser klappt.“ Ein paar Zentimeter fehlten noch, als Thilo Kehrer einen Kopfball knapp über die Latte setzte (5.). Gnabrys Schuss nach klugem Pass von Leon Goretzka passte wenige Sekunden später genau.
Mit Tempo und Spielfreude drängte die DFB-Auswahl den bisherigen Spitzenreiter in die Defensive, versöhnte schnell die Fans – und belohnte sich mit dem raschen 2:0. Nach Hereingabe von Reus war erneut Gnabry zur Stelle. Das Direktpassspiel überforderte die Gäste um den Hoffenheimer Angreifer Sargis Adamjan sichtlich.
Auch das Gegenpressing des Flick-Teams funktionierte deutlich besser, die Armenier mit dem Ex-Dortmunder Henrich Mchitarjan verloren immer wieder schnell den Ball. Leroy Sane hatte noch Pech mit einem Pfostenschuss (22.). Zwei perfekten Angriffen entsprangen die nächsten Tore: Erst legte Werner nach Gnabrys Flanke auf Reus ab, der sein erstes DFB-Tor seit 27 Monaten erzielte. Dann legte Goretzka nach Joshua Kimmichs Chipball für Werner quer.
„Oh wie ist das schön“, schallte es nach dem 5:0, dem ersten Länderspieltor von Hofmann, von den Rängen. La Ola schwappte durchs Stadion. Weiter lief die Kombinationsmaschine, der Sieg hätte noch höher ausfallen können, ein weiterer Treffer von Werner wurde wegen einer Abseitsstellung aberkannt (83.). Zu ihren Debüts kamen in der Schlussphase die beiden U21-Europameister Adeyemi und David Raum.
Vor dem Anpfiff hatte der Fanclub Nationalmannschaft die verstorbene Torjägerlegende Gerd Müller mit dem Schriftzug „Gerd 13“ auf der Tribüne geehrt. Einen wie den Weltmeister von 1974, der am 15. August im Alter von 75 Jahren gestorben war, hätte Flick gerne bei seinem Debüt gegen Liechtenstein in seiner Mannschaft gehabt.
Das Toreschießen war gegen den Fußballzwerg noch schwergefallen. Das „Selbstverständnis“ habe gefehlt, stellte Flick fest. Gegen Armenien, den Weltranglisten-88., war davon nichts mehr zu spüren – auch ohne echten Strafraumstürmer.
Flick hatte sechsmal umgestellt: Überraschend setzte er auf Hofmann als rechten Außenverteidiger und hoffte auf zusätzliche „Impulse“ in der Offensive. Kehrer spielte dessen linkes Pendant – mit eher defensivem Auftrag: Er sollte die „Restverteidigung“ als dritter gelernter Innenverteidiger stärken.
Kapitän Manuel Neuer, vor dem Spiel zusammen mit dem verletzten Thomas Müller verspätet für sein 100. Länderspiel geehrt, kehrte nach Knöchelproblemen wie erwartet ins Tor zurück, im Abwehrzentrum verteidigte Antonio Rüdiger. In der defensiven Schaltzentrale begann Goretzka, in die Dreierreihe davor rückten Gnabry und Reus.
Text und Fotos: SID
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