Lissabon (SID) – Was für ein Abend! Der FC Bayern München hat seine Mission Triple mit einer glanzvollen und historischen Machtdemonstration begonnen. Der siegeshungrige deutsche Rekordmeister demontierte den FC Barcelona und seinen schwachen Weltfußballer Lionel Messi im Viertelfinale der Champions League mit 8:2 (4:1). Die Münchner unterstrichen in einem ungleichen Duell der Giganten eindrucksvoll ihre Ambitionen auf den sechsten Gewinn des Henkelpotts. Nie zuvor hatte Barca acht Tore im Europapokal kassiert.
In ihrer derzeitigen Verfassung muss die Mannschaft von Trainer Hansi Flick, für die Thomas Müller (4., 31.), Ivan Perisic (21.), Serge Gnabry (27.), Joshua Kimmich (63.), Robert Lewandowski (82.) und Coutinho (85./89.) trafen, offensichtlich keinen Gegner fürchten. Nach dem 19. Pflichtspielsieg in Serie treffen die Bayern am Mittwoch (21.00 Uhr) im Halbfinale auf Manchester City oder Olympique Lyon. Sie stehen in Europas Königsklasse zum 13. Mal in der Runde der letzten Vier, bislang fünf Mal haben danach das Finale erreicht – und zweimal gewonnen (2010, 2013).
In einer wilden Anfangsphase im „Stadion des Lichts“ in Lissabon hatte David Alaba nach der Führung durch Müller eine Hereingabe von Jordi Alba zum Ausgleich für Barca ins eigene Tor gelenkt (7.). Von dem Rückschlag und einigen defensiven Wacklern ließen sich die Bayern allerdings nicht aus dem Konzept bringen. Der Treffer von Luis Suarez (57.) blieb ein Schönheitsfehler, vor allem, weil Kimmich ein grandioses Solo von Alphono Davies trocken vollendete.
Kurz vor dem Anpfiff hatte Flick noch einmal seine Pläne formuliert: „Hohe Intesität, die Bereitschaft, Wege zu gehen, gegen den Ball arbeiten, viele Ballbesitzmomente, um Barcelona zum Laufen zu bringen – das ist unser Ziel“, sagte er. Gesagt, getan: Mit jetzt 37 Treffern aus neun Champions-League-Spielen haben die Bayern zudem einen Rekord aufgestellt.
Müllers Führung nach 185 Sekunden war zunächst der Auftakt zu ein paar aufregenden Minuten – für ihn zugleich der perfekte Auftakt zu einem 113 Einsatz in der Champions League. Er ist damit nun der deutsche Rekordhalter vor Philipp Lahm (112).
Trotz des Eigentors und hervorragender, von Torhüter Manuel Neuer aber großartig vereitelter Chancen von Suarez (2., 9.) und einem Treffer an den Pfosten des sonst eher unauffälligen Messi (10.) blieben die Münchner ruhig. Sie zogen ihr Spiel diszipliniert und mit hohem Einsatz durch. Ihre Wackler in der Abwehr stellten sie weitgehend ab, im Gegensatz zu Barcelona, das bisweilen überfordert wirkte. Tatsächlich hätten noch schlimmer kommen können: Lewandowski aber scheiterte vor seinem Treffer zweimal an ter Stegen.
Nach dem Sieg von RB Leipzig, das nun auf Thomas Tuchel und Paris St. Germain trifft (Dienstag, 21.00 Uhr), stehen damit erstmals seit 2013 wieder zwei deutsche Mannschaften in der Runde der letzten Vier: Damals hatten sich der FC Bayern und Borussia Dortmund schließlich im Finale gegenübergestanden, im Londoner Wembleystadion gewannen die Münchner 2:1.
In Flick, Tuchel und Julian Nagelsmann werden außerdem erstmals in der Geschichte der Champions League drei Halbfinalisten von deutschen Trainern betreut. Angesichts seiner anhaltenden Erfolgsserie hat Flick nach wie vor beste Chancen, am Ende auch den Henkelpott in die Höhe zu stemmen: Es wäre der sechste für die Münchner, die jetzt seit imposanten 27 Spielen ohne Niederlage in Pflichtspielen sind.
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