Mit Matchball-Mentalität und einem bärenstarken Youngster Jamie Bynoe-Gittens hat Borussia Dortmund in der „Hammergruppe“ der Champions League vorzeitig das Achtelfinalticket gelöst. Der BVB gewann im Beton-Tempel San Siro nach großem Kampf mit 3:1 (1:1) bei der AC Mailand und ist nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen. Auch angesichts der Schwächen in der Bundesliga ist dies ein großer Erfolg.
Der beste Offensive war diesmal der Jüngste. Flügelstürmer Bynoe-Gittens holte den Foulelfmeter heraus, den Marco Reus sicher zum 1:0 verwandelte (9.). Nach dem Ausgleich durch Samuel Chukwueze (37.) führte der 19-Jährige den BVB mit seinem ersten Champions-League-Tor (59.) ans Etappenziel – noch vor dem abschließenden Spiel gegen Paris St. Germain am 13. Dezember. Karim Adeyemi (69.) legte nach persönlich schweren Wochen befreiend nach. Torhüter Gregor Kobel hatte vor 75.600 tobenden Zuschauern ganz früh einen Handelfmeter von Olivier Giroud pariert (6.).
Dabei ging beim BVB auch in Mailand noch ein Infekt um. Niklas Süle fiel erkrankt aus, immerhin aber konnte der ebenfalls angeschlagene Nico Schlotterbeck in der Innenverteidigung neben dem starken „Anker“ Mats Hummels spielen. Auch Julian Brandt und Salih Özcan saßen geschwächt zunächst auf der Bank, wie Sportdirektor Sebastian Kehl kurz vor dem Anpfiff berichtete. Sie kamen später ins Spiel.
Das Liga-Krisengerede hatten die Dortmunder durch ein 4:2 gegen Borussia Mönchengladbach „weggeschoben“ (Kehl), nun sollte der bisher erfolgreiche Europapokal-Auftritt fortgesetzt werden. 4500 BVB-Fans hatten sich darauf den ganzen Tag am Dom oder am Kanal im Navigli-Viertel eingestimmt.
Doch das Spiel begann mit einer Schrecksekunde und überdies höchst kurios. Schlotterbeck grätschte in einen Schuss des immer gefährlichen Chukwueze, wobei er den Ball versehentlich mit dem Arm blockte. Girouds Elfmeter schnappte sich Kobel in seiner rechten Ecke – unmittelbar danach zeigte Schiedsrichter Istvan Kovacs (Rumänien) auch auf der Gegenseite auf den Punkt. Davide Calabria hatte den quirligen Bynoe-Gittens gefoult, Reus ließ sich die Chance im schrillen Pfeifkonzert der Curva Sud nicht nehmen.
Milan fiel ohne seinen Starspieler Rafael Leao wenig ein. Der BVB hatte mit Emre Can und Marcel Sabitzer die Kontrolle und setzte nach: Bynoe-Gittens hätte nach einem feinen Haken beinahe das zweite Tor erzielt (19.). Als Rechtsverteidiger Ramy Bensebaini in seinen Torhüter Kobel rauschte (33.), nutzte BVB-Trainer Edin Terzic die entstehende Pause für einige taktische Anweisungen: Dennoch kassierte seine Mannschaft nach einigen schludrig gespielten Kontern den Ausgleich. Chukwueze hatte mit einer Bewegung Bensebaini und Bynoe-Gittens genarrt.
Nach der Pause erhöhte Milan Risiko und Druck. Julian Ryerson stellte sich in einen Scherenschlag-Schuss des früheren BVB-Stars Christian Pulisic (49.), immer wieder segelten die Flanken in den Dortmunder Strafraum.
Defensiv aber wurde Milan geschwächt: Der deutsche Nationalspieler Malick Thiaw fasste sich nach einem Laufduell mit Bynoe-Gittens an den hinteren hinteren linken Oberschenkel und humpelte in die Kabine. Terzic seinerseits musste Schlotterbeck vom Feld nehmen, Can sank ab in die Innenverteidigung. Nach dem 3:1 ließ sich auch Reus mit Knieproblemen auswechseln. Die Dortmunder schalteten auf Ergebnisverwaltung, es gab allerdings noch zwei Aluminiumtreffer: Luka Jovic köpfte für Milan an den Pfosten (85.), Niclas Füllkrug schoss für den BVB an die Querlatte (88.).
SID