München (SID) – Bundestrainer Joachim Löw wäre bei Nationalmannschafts-Neuling Robin Gosens fast zu spät gekommen. Einige Tage vor Löw hatte sich bereits Ronald Koeman, der damals noch die niederländische Auswahl betreute, „bei mir gemeldet“, berichtete Gosens in der Bild am Sonntag: „Er hat mir zu meiner Saison gratuliert und mich gefragt, ob er mich von seiner Nationalmannschaft überzeugen kann.“ Gosens, dessen Vater Niederländer ist, sagte aber ab.
„Für mich war es einfach eine Entscheidung des Herzens, zu welchem Land ich mich mehr hingezogen fühle. Und das ist Deutschland, schließlich bin ich hier aufgewachsen und meine Bindungen sind einfach stärker“, sagte Shootingstar Gosens (26), der in Emmerich geboren ist: „Dass ich mich zwischen zwei fußballverrückten Nationen entscheiden konnte – das ist eigentlich unfassbar!“
Von seiner Berufung für die Nations-League-Spiele am Donnerstag in Stuttgart gegen Spanien und drei Tage darauf in Basel gegen die Schweiz (beide 20.45 Uhr/ZDF) erfuhr Gosens im Urlaub in den Dolomiten, wo ihn Löw „auf einer Serpentinen-Straße“ erreichte. „Ich hatte kaum Empfang auf dem Handy und war dazu noch kurz vor einem Tunnel. Und dachte nur: Was passiert, wenn ich das Gespräch annehme und das Signal geht weg? Also bin ich mit Warnblinker auf den Standstreifen gefahren“, erzählte Gosens, der beim italienischen Überraschungsteam Atalanta Bergamo spielt.
Die Einladung sei ein „Wahnsinns-Gefühl, ein magischer Moment für mich“ gewesen: „Ich war sprachlos. Ich hatte das nicht erwartet, auch wenn die Medien vorher spekuliert hatten und es diese Geschichte mit der gescheiterten Einladung im März gab.“
Löw hatte Gosens bereits für die Länderspiele gegen Spanien und Italien im März nominieren wollen, die wegen Corona abgesagt werden mussten. Jetzt kann Gosens sein Debüt kaum erwarten. Nach dem Telefonat habe er „das Auto beschleunigt und im Tunnel vor Freude alles und jeden angehupt“, berichtete er.
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