Berlin (SID) – Der frühere Fußball-Nationalspieler Sami Khedira hält die Ausbootung seiner Weltmeister-Kollegen Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels durch Bundestrainer Joachim Löw für einen Fehler. Gerade für die angestrebte Entwicklung jüngerer Spieler sei Löws hochumstrittene Entscheidung kontraproduktiv, sagte Khedira in der Bild am Sonntag.
Es sei „das absolut falsche Signal“ an die nachwachsende Generation, begründete Khedira seinen Standpunkt, „wenn ich jungen Spielern gleich die Straße freimache, weil man dann als junger Spieler automatisch in einer Komfortzone ist, und in einer Komfortzone hat sich noch kein Mensch der Welt verbessert. Wenn man ältere Spieler von vornherein aussortiert, werden wir nicht das maximale Level erreichen.“ Ohne Konkurrenzkampf mit etablierten Spielern würden „die sensationell guten jungen Spieler in ihrer eigenen Blase limitiert bleiben“.
Wie zuvor schon sein ehemaliger Mitspieler Bastian Schweinsteiger macht sich Khedira zudem grundsätzliche Sorgen um die Nationalelf. „Die Nationalmannschaft hat in den letzten Jahren ein wenig die Identität verloren“, sagte der Ex-Stuttgarter: „Die Gemeinschaft hat nachgelassen. Durch viele Umstellungen, durch viele Neueinladungen. Man fragt sich aktuell: Wofür steht die Nationalmannschaft?“
Khedira, der schon nach Deutschlands WM-Vorrundendesaster 2018 von Löw aussortiert worden war, sieht einen wichtigen Unterschied zwischen Bundesliga-Topklubs wie Bayern München, RB Leipzig oder Borussia Mönchengladbach und deren Trainern auf der einen Seite und der Nationalelf auf der anderen: Bei den Vereinen „lieben es die Spieler, mit diesen Trainern zu arbeiten. Da weiß man genau: Jeder Verein steht für etwas. Die Nationalelf dagegen sucht aktuell, wofür sie steht“, meinte der 33-Jährige.
Löws Zukunft als Bundestrainer über die EM-Endrunde 2021 hinaus hängt nach Khediras Ansicht besonders von der Kommunikation des Coaches mit der umgebauten Nationalelf ab: „Für mich ist die Frage: Bekommt er nach den vielen Jahren die Spieler noch emotionalisiert? Wollen die Spieler es verstehen und aufnehmen?“
Seine persönliche Zukunft sieht der frühere Star von Real Madrid angesichts seiner Dauerreservistenrolle in Turin schon zeitnah bei einem anderen Klub. „Ich beschäftige mich mit Dezember und Januar. Ein Wechsel ist realistisch“, sagte Khedira. Sein Vertrag bei „Juve“ läuft allerdings noch bis zum Saisonende.
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