Frankfurt/Main (SID) – Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hat nach dem Rücktrittsangebot von Bundesanwalt Michael Lauber im Schweizer Justizskandal auch entsprechende Konsequenzen von FIFA-Boss Gianni Infantino gefordert. „Die Rolle von Infantino ist in einer Weise fragwürdig, dass er längst aus eigenem Antrieb die richtigen Schritte eingeleitet haben müsste“, sagte Zwanziger am Sonntag dem SID: „Lauber hat zu lange gebraucht, um die Konsequenzen aus seinem Verhalten zu ziehen. Infantino sollte klug sein und nicht so lange brauchen.“
Lauber hatte am Freitag seinen Rücktritt angeboten, nachdem das Schweizer Bundesverwaltungsgericht festgestellt hatte, dass der 54-Jährige seine Amts- und Treuepflicht in mehreren Punkten „schwer verletzt“ und dabei „vorsätzlich die Unwahrheit“ gesagt habe. Dabei geht es um eines von drei nicht protokollierten Geheimtreffen Laubers mit Infantino vom 16. Juni 2017, das alle der mindestens vier Teilnehmer vergessen haben wollen.
„Es ist erkennbar, dass zwischen der Schweizer Bundesanwaltschaft und Infantino eine Kumpanei herrschte und herrscht, die weit über das verträgliche Maß hinausgeht und den Schweizer Rechtsstaat ad absurdum führt“, kritisierte Zwanziger.
Der 75-Jährige war einer von vier Angeklagten im „Sommermärchen-Prozess“ um die WM 2006, den Laubers Bundesanwaltschaft mit dem Weltverband FIFA und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Privatkläger vor dem Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona geführt hatte. Die Vorwürfe verjährten im April.
Seit Anfang Juli prüft in der Schweiz der außerordentliche Staatsanwalt Stefan Keller Strafanzeigen unter anderem gegen Lauber und Infantino, es stehen Vorwürfe der Amtsgeheimnisverletzung und der Begünstigung sowie der Anstiftung dazu im Raum.
„Ich vertraue darauf, dass der Sachverhalt in der Schweizer Justiz endlich mal sauber aufgeklärt wird“, sagte Zwanziger: „Es wäre in jedem Fall ein schwerer Schlag für Infantino, wenn ein Strafverfahren eingeleitet werden würde.“
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