Bei den Anhängern von Eintracht Frankfurt ist Martin Hinteregger aufgrund seiner offenen und authentischen Art im Grunde sehr beliebt. Dadurch, dass er für gewöhnlich kein Blatt vor den Mund nimmt, sorgt er jedoch abseits des Platzes auch immer wieder für negative Schlagzeilen. Aktuell wird der Fanliebling aufgrund seiner geschäftlichen Beziehungen zu einem bekannten Rechtspopulisten scharf kritisiert.
FanQ hat deshalb die Fußballfans in Deutschland befragt, ob dieser Vorwurf ihrem Bild vom österreichischen Innenverteidiger schaden würde und ob sie glauben, dass Hinteregger die Eintracht verlassen werde.
Der Journalist Michael Bonvalot veröffentlichte auf dem österreichischen Portal „Standpunkt“ und über Social Media, dass Recherchen von ihm gezeigt hätten, dass Frankfurts Publikumsliebling Martin Hinteregger in seiner Heimat mit Heinrich Sickl, einem bekannten Rechtsextremen, zusammenarbeitet.
Demnach ist Sickl gleichberechtigter Gesellschaft der „Hinti Event GmbH“, über die der Abwehrspieler als weiterer Gesellschafter ein Fußballturnier für seine Anhänger in seinem Heimatdorf Sirnitz organisiert. Über Sickl ist bekannt, dass dieser mit 17 Mitglied einer deutschen Neonazi-Organisation war und später die neofaschistische „Identitäre Bewegung“ unterstützte und Ansprechpartner eines rechtsextremen Think-Tanks sowie Vertretungsbefugter eines rechtsextremen Magazins war.
Sickls Mutter, auf deren Grundstück der „Hinti-Cup“ ausgetragen werden sollte, war außerdem ehemalige Bundesministerin der rechtspopulistischen FPÖ.
Nach dem öffentlichen Wirbel hat der Innenverteidiger, der vor wenigen Wochen mit der SGE die Europa League gewinnen konnte, mittlerweile die Beziehungen zu Heinrich Sickl abgebrochen. „Ich habe keine Kenntnisse über vergangene oder zukünftige Aktivitäten der Familie Sickl, ich möchte lediglich ein Fußballturnier stattfinden lassen, und mehr nicht“, schreibt der 29-Jährige auf seinem Instagram-Profil.
Eine Behauptung, die vor dem Hintergrund, dass in Hintereggers Heimatdorf nur circa 300 Personen leben und die rechtsextremen Ansichten der Familie Sickl dort kein Geheimnis sind, zumindest angezweifelt werden kann. Darüber hinaus beteuert er, dass die Vorwürfe, er sei politisch rechts motiviert, nicht der Wahrheit entsprechen: „Ich habe durch meine Zeit im Profifußball und auch privat Freunde auf der ganzen Welt, und weise Anschuldigungen, dass ich rechts orientiert bin klar ab, und setze mich weiterhin gegen jegliche Art von Diskriminierung ein.“
Schon in der Vergangenheit eckte Martin Hinteregger mit seinen polarisierenden Äußerungen wiederholt an. So erregten beispielsweise die Art und Weise, wie er seinen Wechsel vom FC Augsburg in die hessische Metropole provozierte, oder seine Aussagen am Rande des Leverkusenspiels vor gut einem Jahr, in denen er Gewalt unter Hooligans verharmloste, mediales Aufsehen. Auch mit seinen Worten im Anschluss an das Europa-League-Finale sorgte er für Verwunderung. „In diesem Jahr ist sehr viel in die Brüche gegangen. Mir wurde im Spätherbst zwischen den Viertelfinal-Spielen gegen Barcelona gesagt, dass ich im Sommer gehen soll“, gab der Innenverteidiger gegenüber der österreichischen „Kronen Zeitung“ zu Protokoll.
Angesprochen auf die Tatsache, dass die Hessen den Fanliebling infolge der guten Leistungen in der entscheidenden Phase der Saison nun doch halten wollen, zeigte sich der 29-Jährige „überrascht über die Kehrtwende des Clubs“. Der Österreicher möchte wohl gerne bei der Eintracht bleiben, weil er sich „die Champions League mit diesen Fans nicht entgehen lassen“ möchte.
Dennoch muss er zum Trainingsauftakt der SGE am 27. Juni 2022 bei den Clubverantwortlichen zum Rapport antreten, wo es zu einer Aussprache zwischen Verein und Spieler kommen soll. Sportvorstand Markus Krösche kann Hintereggers Äußerungen nicht nachvollziehen. „Dies so zu machen, war sicher nicht die klügste Art und Weise“, wird er von der „Sport Bild“ zitiert.
Angesichts der jüngst publizierten Recherchen zu den Beziehungen des Österreichers zur rechtspopulistischen Familie Sickl wird das Interview nach dem Europa-League-Sieg nicht das einzige Thema sein, das bei dem Gespräch des Defensivspielers mit der Vereinsführung diskutiert wird.
Seine Reputation bei den Fans hat durch die Veröffentlichungen Bonvalots auf jeden Fall gelitten. Über die Hälfte (63,37 %) der deutschen Fußballfans gibt an, dass die Kooperation des Abwehrspielers mit dem Rechtspopulisten Sickl ihrem Bild des Spielers geschadet haben, nur gut jede Vierte (26,40 %) der an der Umfrage teilnehmenden Personen widerspricht dieser These. Zudem glaubt fast jeder zweite Fan (48,19 %) daran, dass der Österreicher die Hessen nach diesem erneuten Eklat verlassen wird. 37,35 % denken wiederum, dass Hinteregger der SGE erhalten bleibt.
Ob der 29-Jährige nach den ganzen Unruhen abseits des Platzes auch wieder auf dem Spielfeld für Schlagzeilen sorgen wird, bleibt abzuwarten. In zwei Wochen beginnt die Vorbereitung der Eintracht für die neue Spielzeit. Für Hinteregger steht dann erstmal der Termin mit den Clubverantwortlichen an.
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