München (SID) – Fußball-Profi Benjamin Henrichs erhofft sich von der aktuellen Rassismus-Debatte eine nachhaltige Wirkung und appelliert an Mitspieler, Vereine und Verbände, das Thema nicht bald wieder zu verdrängen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass dies jetzt wieder nur eine Phase ist, die in wenigen Wochen vergessen ist. Das ist schon zu oft passiert“, sagte der dreimalige Nationalspieler im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Henrichs nennt Rassismus „ein Verbrechen“ und betonte: „Es reicht nicht aus, kein Rassist zu sein – man muss Anti-Rassist sein. Die Menschen müssen mutig sein und einschreiten, auch in den Stadien.“ Gerade von weißen Mitspielern erhoffe er sich, dass diese ihre Reichweite nutzen und auf Diskriminierung aufmerksam machen.
Klubs und Verbände dürften es nicht bei Kampagnen belassen, sondern müssten Taten folgen lassen. „Es darf gar nicht erst darüber diskutiert werden, ob Spieler Anti-Rassismus-Statements während eines Spiels setzen dürfen – das muss selbstverständlich erlaubt sein“, sagte er.
Der 23-Jährige war kürzlich in Düsseldorf mit seiner Familie selbst auf die Straße gegangen, um gegen Rassismus zu demonstrieren. „Für mich war es äußerst wichtig zu zeigen, dass ich ein Teil davon bin“, sagte der Profi der AS Monaco: „Wenn ich auch nur ein paar Leute davon überzeuge, aktiv gegen Rassismus vorzugehen, war das schon ein Erfolg. Doch wir dürfen damit nicht aufhören.“
Der frühere Leverkusener, als Sohn eines Deutschen und einer Ghanaerin in Bocholt geboren, hat es selbst „schon erlebt, dass Menschen wegen mir die Straßenseite wechseln oder die Tasche enger zu sich zu ziehen. Als ich jünger war, wurde ich beispielsweise auch als Affe bezeichnet (…). Das ist wirklich kein schönes Gefühl.“ Die aktuelle Debatte habe die Erinnerung an solche Szenen wieder geweckt und sein Engagement ausgelöst.