Der streitbare frühere Spitzenschiedsrichter spricht von einer Schande.
Köln (SID) – Trotz souveräner Spielleitung ist der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer nach dem EM-Duell zwischen Italien und Albanien von seinem Ex-Kollegen Manuel Gräfe erneut scharf angegriffen worden. „Dieses Spiel wird als eine große Schande in die glorreiche Geschichte der deutschen Schiedsrichter der letzten Jahrzehnte eingehen“, schrieb Gräfe in der Nacht beim Kurznachrichtendienst X.
Ein Schiedsrichter, der in Spielmanipulation verwickelt gewesen sei „und darüber sechs Monate lang bis zum letzten Moment schwieg“, schrieb Gräfe weiter, „der damit weitere Manipulationen ermöglichte, vom eigenen Verband verurteilt wurde, wird von DFB/UEFA (Nulltoleranz bei Spielmanipulationen?!) für die EM nominiert und für dieses Spiel angesetzt“. Das passe „in diese seltsame Zeit, in der Verbindungen wichtiger sind als Werte und Leistungen (er ist bestenfalls Durchschnitt). Andere Schiedsrichter hätten es mehr verdient…“
Zwayer (Berlin) hatte den Wettskandal um Robert Hoyzer im deutschen Fußball 2005 mit ins Rollen gebracht. Er wurde allerdings selbst für sechs Monate gesperrt, weil er dessen Spielmanipulationen erst mit Verspätung anzeigte. Der 43-Jährige soll zudem laut Urteil des DFB-Sportgerichts von Hoyzer selbst 300 Euro angenommen haben, um als Linienrichter in einem Spiel gegen Werder Bremen II „kritische Situationen für den Wuppertaler SV zu vermeiden“. Eine tatsächliche Einflussnahme sei ihm nicht nachzuweisen. Zwayer bestreitet die Geldannahme bis heute vehement.
Die Affäre kochte zuletzt 2021 wieder hoch. Nach umstrittenen Entscheidungen im Bundesliga-Topspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München (2:3) schimpfte der damalige BVB-Profi Jude Bellingham (heute Real Madrid): „Was erwarten Sie, wenn Sie einem Schiedsrichter, der schon einmal in Spielmanipulationen verwickelt war, das größte Spiel in Deutschland übertragen?“ Zwayer erhielt Morddrohungen und legte freiwillig eine Pause ein.
Bild: Zwayer während seines ersten Einsatzes bei der EM (© AFP/SID/KENZO TRIBOUILLARD)