Pfostenbruch, Büchsenwurf, Meisterschaften, Abstiege: 81 Jahre lang war der Bökelberg für Borussia Mönchengladbach die liebenswürdige, am Ende aber hoffnungslos veraltete Bühne für Dramen und Heldenepen. Dann, am 22. Mai 2004, fällt der letzte Vorhang.
Der Abschied von dem charmanten Betonklotz, der mit seinen steilen Rängen längst aus der Zeit gefallen ist, bietet noch einmal Stoff für Legenden: Kurz vor Schluss wird Fanliebling Uwe Kamps, der drei Jahre lang kein Spiel mehr absolviert hat, eingewechselt – und „guckt“ einen Ball an den Pfosten. Das letzte Tor ist Arie van Lent vorbehalten, noch so ein Gladbacher Held. Und dann ist da ja auch noch der Gegner: 1860 München steigt nach dem 1:3 aus der Bundesliga ab – und bis heute nicht mehr auf.
Nach dem Schlusspfiff ertönt eine Hymne der Fanband B.O. aus den knarzenden Lautsprechern. „Bye bye Bökelberg – Heimat der Borussia – Die Zeit war schön mit dir!“ singen die Fans auf der Nordkurve, Tränen fließen, erst zwei Stunden später verlassen die letzten Anhänger das Viereck im Stadtteil Eicken.
Heute stehen dort, wo früher Günter Netzer oder Jupp Heynckes wirbelten, moderne Villen. Die steilen Ränge sind noch zu erkennen, auch die neuen Straßennamen („In de Kull“, „Auf dem Bökelberg“) verraten die Historie. Ende 2019 wurde zudem die „Erinnerungsstätte Bökelberg“ eröffnet.
Die Fohlenelf hat derweil im modernen Borussia-Park vor den Toren der Stadt zu alten Erfolgen zurückgefunden. Vor jedem Spiel besingen die Fans in einer anderen Hymne die „Elf vom Niederrhein“. Die erste Zeile lautet noch immer: „Samstagmittag geht es los, ins Stadion zum Bökelberg.“ Manches ändert sich eben nie.
Text und Fotos: SID
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