Berlin (SID) – Die Verlegung von Europacup-Heimspielen mehrerer Bundesliga-Klubs ins Ausland lassen die Bundestags-Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag am Verantwortungsbewusstsein des Fußballs in der Corona-Pandemie zweifeln. „Der Fußball hat aktuell eine sehr komfortable Situation. Ich habe den Eindruck, dass diese mittlerweile als völlige Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird. Ein wenig mehr Demut täte mit Blick auf den Rest der Gesellschaft ganz sicher gut“, sagte die SPD-Politikerin auf SID-Anfrage.
Aufgrund von Einreiseverboten mussten die Champions-League-Heimspiele von RB Leipzig gegen den FC Liverpool (16. Februar) und Borussia Mönchengladbach gegen Manchester City (24. Februar) nach Budapest und die Europacup-Begegnung der TSG Hoffenheim beim norwegischen Vertreter Molde FK (18. Februar) nach Spanien verlegt werden. Freitag hält die Vorgänge für entlarvend. „Es ist schon befremdlich, welche Maßnahmen ergriffen werden. Jeder durch diese Verlegungen zusätzliche Kontakt ist einer zu viel. Eines macht das Vorgehen wieder klar: Am Ende dreht sich die Fußballwelt in ihrem eigenen Kosmos – und vor allem ums Geld“, sagte die 67-Jährige.
Aus Freitags Sicht sind die jüngsten Bemühungen des Fußballs um die Aufrechterhaltung seines Geschäftsmodells zwar „legitim“, aber zugleich ließen der Weltverband FIFA und die Europäische Fußball-Union (UEFA) wieder zunehmend Ignoranz gegenüber den gesellschaftlichen Realitäten erkennen: „In der Pandemiebekämpfung stehen wir an einem sehr fragilen Punkt. Der Fußball tut dennoch so, als habe er mit all dem nichts zu tun: Die FIFA kürt in Katar den Klub-Weltmeister, die UEFA zieht unbeeindruckt ihre Wettbewerbe durch, und die Bundesligaspiele fallen allenfalls durch einen Wintereinbruch aus.“
Fotos: SID
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