Für den Ex-Torwart und Fußball-Funktionär sind die Spieler „am Limit“ angekommen. Daher sei die EM auch kein Spektakel.
Frankfurt am Main (SID) – Funktionär Lutz Pfannenstiel sieht bei der EURO das Ende der Belastungsgrenze im Profifußball erreicht. „Es reicht. Die Spieler sind am Limit“, sagte der Ex-Torwart der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und ergänzte: „Was das bedeutet, erleben wir bei der EM. Denn dieses Turnier ist kein Spektakel, im Mittelpunkt steht für viele Mannschaften das nüchterne Ergebnis. Für mehr reicht vor allem bei den Top-Teams die Kraft nicht mehr.“
Der Sportdirektor des MLS-Klubs St. Louis City fordert bei allem Sinn fürs boomende Fußball-Geschäft: „Man darf die Hauptdarsteller nicht vergessen. Wenn sie bei EM und WM nicht mehr ihre beste Leistung abrufen können, wenn die Spiele kein Fußball-Feuerwerk mehr sind, dann krankt das System.“
Für Pfannenstiel (51) sind „Intensität und Tempo der Spiele“ heute „wesentlich höher, und damit steigt auch die körperliche Belastung“. Dazu sieht er mentale Herausforderungen. „Der psychische Druck lastet schwerer auf den Spielern als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Was in der Social-Media-Welt mitunter über einen zu lesen ist, die Beleidigungen und Beschimpfungen lassen niemanden ungerührt.“
Dabei seien Spieler „keine Maschinen und kein Material. Sie werden irgendwann müde. Denn sie sind auch nur Menschen.“ Und dennoch kämen immer mehr Partien dazu. „Die Champions League wird nun mit noch mehr Spielen ausgetragen, kommenden Sommer steigt erstmals die Klub-WM, im Jahr danach erstmals eine Weltmeisterschaft mit 48 Mannschaften“, kritisierte Pfannenstiel.
Und der Ligastart ist nicht weit entfernt. Während der EM starten die Vereine bereits die Vorbereitung. „Einige ihrer besten Spieler steigen nach nur wenigen Wochen Pause ins Training ein. Was das für ihre Form bedeutet, welche Verletzungen das nach sich zieht, werden wir spätestens wissen, wenn wir Weihnachten feiern. Alles hat seinen Preis. Jeder hat sein Limit“, sagte Pfannenstiel.
Bild: Pfannenstiel arbeitet derzeit in den USA (© IMAGO/Waelischmiller/SID/IMAGO/Anke Waelischmiller/Sven Simon)