Borussia Dortmund hat nach dem Aus im Titelrennen zumindest seine komfortable Ausgangsposition für den Champions-League-Einzug erhalten. Der BVB gewann fünf Tage nach dem 0:1 gegen Bayern München beim Tabellenletzten SC Paderborn am Sonntag trotz eines lange pomadigen Auftritts mit 6:1 (0:0). Die Konkurrenz im Vierkampf um die Königsklasse bleibt somit auf Distanz.
Nach einer unerklärlich leblosen ersten Halbzeit bekam der BVB den Schalter gegen kampfstarke, aber arg limitierte Paderborner rechtzeitig umgelegt. Thorgan Hazard (54.), Rückkehrer Jadon Sancho mit seinen Saisontoren 15 bis 17 (57./74./90.+1), Achraf Hakimi (85.) und Marcel Schmelzer (89.) trafen zum vierten Auswärtssieg in Serie.
Der SCP, für den Uwe Hünemeier (72.) per Handelfmeter verkürzte, ist seit zehn Spielen ohne Sieg und wird höchstwahrscheinlich in der kommenden Saison wieder in der 2. Liga antreten.
„Wir brauchen eine neue Zielsetzung“, hatte der Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc vorab bei Sky gesagt, der Titelkampf sei schließlich verloren: „Wir wollen jetzt so schnell wie möglich die Champions-League-Qualifikation schaffen und Zweiter werden.“
Dafür musste die Pflichtaufgabe gelöst werden. Paderborn allerdings stellte die BVB-Stars gut zu und nervte besonders Julian Brandt und den in die Startelf gerückten Sancho. Einige Vorstöße über den flinken Linksaußen Gerrit Holtmann brachten sogar die ersten Gelegenheiten für Christopher Antwi-Adjei (11./13.).
Der Dortmunder Abwehrchef Mats Hummels forderte seine Mitspieler lautstark zu mehr Engagement auf: Schließlich hatte das peinliche 3:3 im Hinspiel (nach 0:3) seinen Trainer Lucien Favre, um den es in der vergangenen Woche wieder viele Diskussionen gab, beinahe den Job gekostet. Raphael Guerreiro hätte nach einem BVB-Konter etwas mehr Gelassenheit bringen können, doch Jamilu Collins bekam einen Fuß dazwischen (25.). Torjäger Erling Haaland fehlte wegen Kniebeschwerden, dadurch fehlte vorne häufig Gedankenschnelligkeit.
Immerhin kontrollierte der hohe Favorit das Spiel nun mit mehr Breite im Aufbau und schnellen Pässen in die Tiefe. Paderborn kam kaum noch ins Pressing, die Entlastung ließ nach, Brandt hatte viel Platz. Er wirkte jedoch schlapp, auch bei seiner Großchance (45.). Es war kein Dortmunder Dauerdruck, eher ein zähes Verschieben des Geschehens Richtung SCP-Tor ohne Konsequenz.
Andererseits hätte Paderborn mit höherer Präzision und einem Hauch mehr Klasse auch zustechen können, beispielsweise kurz nach der Pause (48.). Sekunden später rettete Torhüter Leopold Zingerle spektakulär gegen Achraf Hakimi, ehe Hazard – nach einer weiteren vergebenen Riesenchance – endlich traf. Die BVB-Blockade war gelöst, was sich umgehend auch in der Körpersprache zeigte.
Sancho sandte dann beim Torjubel wie andere Bundesliga-Profis am Pfingstwochenende eine Botschaft: „Justice for George Floyd“ stand auf seinem T-Shirt. Der Tod des 46-Jährigen infolge einer brutalen Polizeikontrolle in Minneapolis hatte die USA in Aufruhr versetzt. Emre Cans Hand-Block brachte Paderborn nur kurz ins Spiel zurück.
SID