Berlin (SID) – Sie sind abseits der Weltstars Cristiano Ronaldo, Harry Kane und Kylian Mbappe Leistungsträger ihrer Teams und könnten die EM prägen: Der SID stellt 11 Spieler vor, auf die man achten sollte.
PHIL FODEN (21 Jahre, England, Manchester City)
Seine Haarpracht war fast ein größeres Thema, als das, was er mit dem Fuß anstellen kann. Englands Shooting-Star Phil Foden färbte sich vor EM-Start die Haare blond. Die Vergleiche zu Legende Paul Gascoigne, der bei der EM 1996 auch in den Farbtopf gegriffen hatte, waren rasch gezogen. „Ich wollte einfach etwas neues ausprobieren“, sagte Foden. Ähnlich dachte wohl auch Teammanager Gareth Southgate, als er den Flügelstürmer nominierte. Bei Manchester City schaffte der 21-Jährige in dieser Saison den Durchbruch.
RUBEN DIAS (24 Jahre, Portugal, Manchester City)
Für Ruben Dias hat sich in kurzer Zeit viel verändert. Der Innenverteidiger, der bei der WM 2018 kein Spiel für Portugal machte, ist plötzlich ein Star. Für sagenhafte 68 Millionen Euro lotste Pep Guardiola ihn 2020 von Benfica Lissabon zu Manchester City. Ein Jahr später darf er sich Englands Fußballer des Jahres und Englischer Meister nennen. Gerade im Spielaufbau hat er Portugals betagten Abwehrrecken Jose Fonte (37) und Pepe (38) einiges voraus.
N’GOLO KANTE (30 Jahre, Frankreich, FC Chelsea)
Es gibt kaum einen bescheideneren Fußballer als ihn – und kaum einen besseren Abräumer. „Kante ist ein Seiltänzer, ein Ästhet“, schwärmte Ex-Bayern-Profi Lizarazu in der Sport-Tageszeitung L’Equipe. Wenn der Kante Weltstars den Ball wie Schuljungen abluchst, wohnt dem eine besondere Schönheit inne. Dabei ist er kein „Aggressive Leader“, er nimmt sich in der Außendarstellung zurück. 2018 nach dem WM-Sieg traute er sich kaum, nach dem Pokal zu greifen. Er ließ die anderen vor.
YOURI TIELEMANNS (24 Jahre, Belgien, Leicester City)
Kevin De Bruyne erholt sich immer noch von seinem Nasenbein- und Augenhöhlenbruch, wann Belgiens Superstar in die EM einsteigt, ist noch nicht so ganz absehbar. Im Schaltzentrum haben die Roten Teufel aber noch einen: Youri Tielemanns hat bei Leicester City in England eine tolle Saison gespielt, das FA-Cup-Finale gegen den FC Chelsea entschied er mit einem Traumtor aus 25 Metern. Mit 24 Jahren ist er immer noch jung, doch schon als Teenager galt er als zukünftiger Weltklasse-Mann. Nun könnte seine Stunde geschlagen haben.
BURAK YILMAZ (35 Jahre, Türkei, OSC Lille)
Der ewige Burak. 35 Jahre ist der türkische Torjäger mittlerweile alt, 2006 (!) gab er sein Debüt, doch so etwas wie Amtsmüdigkeit kennt er nicht. Gerade erst hat der Stürmer den OSC Lille mit 18 Ligatoren nach zehn Jahren wieder zur Meisterschaft geschossen. Sie nennen ihn in der Türkei „Kral“ (König) und das nicht ohne Grund. MagentaTV-Experte Fredi Bobic bezeichnete die Türken im Gespräch mit Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten gar als seinen „Geheimfavoriten“. Sicher auch wegen Yilmaz.
KASPER SCHMEICHEL (34 Jahre, Dänemark, Leicester City)
Wer wird der beste Torwart der EM? Manuel Neuer? Italiens Gianluigi Donnarumma? Oder aber vielleicht Kasper Schmeichel? Der Routinier hat sich schon seit Jahren von seinem berühmten Vater Peter emanzipiert und war auch in dieser Saison wieder einer der besten Keeper der englischen Premier League. Zuletzt hatte Schmeichel bei der WM 2018 überzeugt, bis Dänemark im Achtelfinale ausschied. Diesmal soll es unter dem neuen Trainer Kasper Hjulmand vielleicht noch weitergehen. In dessen ersten zehn Partien hielt Schmeichel siebenmal die Null.
ROBERT LEWANDOWSKI (32 Jahre, Polen, Bayern München)
Ja okay, er ist ein Weltstar, aber er ist auch Pole. Und wenn es um große Titel geht, kann das ein Problem sein. Nach einer glorreichen Saison mit rekordträchtigen 41 Bundesliga-Toren für Bayern München wäre ein langer EM-Sommer für Lewandowski eine gelungene Abrundung. Nach dem Aus in der Gruppenphase 2012 und dem Viertelfinale 2016 wird der 32 Jahre alte Weltfußballer nicht mehr allzu viele Chancen auf den großen Wurf mit der Nationalmannschaft bekommen. Und die Gruppe mit Spanien, Schweden und der Slowakei wird hart.
FEDERICO CHIESA (23 Jahre, Italien, Juventus Turin)
Gerne hätte Federico Chiesa Kosmologie studiert, wenn es mit dem Fußball nichts geworfen wäre, sagte er einmal. Wurde es aber. Der pfeilschnelle Rechtsaußen war einer der Lichtblicke in einer ansonsten für Juventus Turin enorm enttäuschenden Saison. 15 Tore und elf Vorlagen in 46 Pflichtspielen sind beachtlich. Das Gen für das Toreschießen wurde ihm von Vater Enrico in die Wiege gelegt. Jener war ebenfalls Nationalspieler und schied bei der EM 1996 in der deutschen Gruppe in der Vorrunde aus.
Antonio Rüdiger (28 Jahre, Deutschland, FC Chelsea)
Mit dem Habitus eines Berliner Türstehers brachte Antonio Rüdiger auf seiner unwahrscheinliche Reise zum Champions-League-Titel Stürmer von Weltrang zur Verzweiflung. Selbst Luis Suarez prallte an ihm ab wie eine Fliege an einer Windschutzscheibe. Chelseas Teammanager Thomas Tuchel gab ihm das Selbstverständnis zurück, dass er gleich in der Gruppenphase gegen die Offensiv-Power aus Frankreich und Portugal brauchen wird.
Memphis Depay (27 Jahre, Niederlande, Olympique Lyon)
Zu sagen, die Karriere des Memphis Depay ging stets steil bergauf, wäre gelogen. Viele wähnten ihn schon als dominierende Tormaschine im Weltfußballs, als er 2015 zu Manchester United ging. Nach zwei Jahren war er wieder weg, in England lief für ihn überhaupt nichts zusammen. Auf dem zweiten Bildungsweg nahm er bei Olympique Lyon einen erneuten Anlauf – und entwickelte sich prächtig. Nach 20 Toren und zwölf Vorlagen in der Ligue 1 hat ihn auch der FC Barcelona auf dem Zettel. Neben dem Fußball versucht er sich als Rapper, 2020 kam sein Debütalbum „Heavy Stepper“ raus.
Tomas Soucek (26 Jahre, Tschechien, West Ham United)
Er ist so etwas wie ein fußballerisches Schweizer Taschenmesser. Eigentlich spielt Soucek bei West Ham United auf der Doppelsechs mit Declan Rice, doch irgendwie wird ihm ziemlich oft langweilig. Dann schaltet er sich ihm Angriff ein, drängt in den Strafraum und sucht den Abschluss. Stolze zehn Saisontore legte er in der Premier League auf – und auch bei Standards ist der 1,93 m große Abfangjäger eine Waffe. Abnehmer für Flanken werden die Tschechen immer finden. (SID)
Text und Fotos: SID
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