Frankfurt am Main (SID) – Die Interimsführung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit einer Doppelspitze stößt bei der Bundestags-Sportausschussvorsitzenden Dagmar Freitag aufgrund des kommissarischen Co-Präsidenten Rainer Koch auf Skepsis. Die 68-Jährige traut dem Juristen, der als Amateur-Vertreter den DFB nach dem Rücktritt von Verbandschef Fritz Keller gemeinsam mit seinem aus dem Profilager kommenden Peter Peters bis zum geplanten DFB-Bundestag Anfang 2022 lenken soll, in der momentanen Krise keinen nachhaltigen Befreiungsschlag bei der Lösung der Probleme mehr zu.
„Wohlwollend kann man diese Lösung pragmatisch nennen. Ob sie hilfreich ist, ist eine andere Frage“, sagte Freitag in einem Interview auf der Internetseite der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) und legte Koch indirekt mehr als nur den geplanten Rückzug aus dem engsten Führungszirkel des Verbandes nahe: „Rainer Koch ist schon so lange Teil des Systems DFB und hat an so vielen Neuanfängen in führender Funktion mitgewirkt. Meine Zuversicht, dass gerade er jetzt für den großen Wurf stehen wird, ist eher unterdurchschnittlich. Und ich bin sicher nicht die Einzige, die überzeugt ist, dass der nächste Versuch ’sitzen muss‘. Und dieser Neuanfang muss dann auch personell überzeugend sein, auch im Präsidium.“
Koch ist zum insgesamt dritten Mal binnen sechs Jahren nach dem unfreiwilligen Rücktritt eines DFB-Präsidenten Teil einer interimistischen Doppelspitze. Im zurückliegenden Machtkampf zwischen Keller und dem früheren DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, die den DFB im vergangenen Monat verlassen haben, spielte der 62-Jährige auch eine wichtige Rolle. Außerdem wird Kochs Verhalten in Zusammenhang mit der weiterhin nicht aufgeklärten Affäre um die WM-Endrunde 2006 in Deutschland sowie mit einem hochdotierten DFB-Vertrag mit einem Kommunikationsberater in den vergangenen Wochen zunehmend kritisch hinterfragt.
Erst zu Monatsbeginn waren durch ein Interview von Koch neue Differenzen in der gerade erst installierten Doppelspitze entstanden. Peters beklagte eine mangelnde Abstimmung durch Koch und bezeichnete einige Punkte in den Aussagen des gebürtigen Kielers als „nicht fair“ und auch „unwahr“.
Koch lehnt Forderungen nach seinem eigenen Rückzug aus der DFB-Spitze bislang ab und sieht sich „purem Rufmord“ ausgesetzt. Seine Haltung begründet der Chef des süddeutschen Regional- und des bayerischen Landesverbandes mit einem mehrheitlichen Vertrauensvotum der Landesverbände.
Text und Fotos: SID
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