Köln (SID) – Jahrelang haben sie sich in der Öffentlichkeit angefeindet und gegenseitig attackiert, nun scheinen Ex-Meister-Trainer Christoph Daum und Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß das Kriegsbeil begraben zu haben. „Wir haben uns verabredet auf ein persönliches Treffen, und ich habe ihn jetzt vor zwei Monaten wieder angerufen: ‚Wie schaut’s aus, Uli?‘ Wir haben das Treffen jetzt wegen Corona aber erst mal verschoben“, berichtete Daum im Interview mit der Bild am Sonntag. Am 8. Oktober erscheint seine Autobiographie „Immer am Limit“.
Der „Um-ein-Haar-Bundestrainer“ Daum hatte sich vor allem wegen Hoeneß vor 30 Jahren zu einer Haarprobe gezwungen gesehen, die dann positiv ausfiel und seinen Traum vom Chefcoachposten im Deutschen Fußball-Bund (DFB) zerstörte. Daum musste seinen Job bei Bayer Leverkusen aufgeben und setzte sich zwischenzeitlich in die USA ab.
Der langjährige Erfolgscoach des 1. FC Köln und des VfB Stuttgart gab in der BamS außerdem an, dass er nach der Verurteilung von Hoeneß wegen Steuerhinterziehung schon Kontakt mit dem langjährigen Bayern-Manager gehabt habe. Daum: „2015 als Freigänger rief er mich an. Ich habe das Telefon erst mal auf den Tisch gelegt und dachte: ‚Was ist denn hier los!?‘ Ist das eine versteckte Kamera?“
Dann sei er doch an den Apparat gegangen und habe mit dem Weltmeister von 1974 gesprochen. „Er bedankte sich dafür, dass ich in seiner schweren Phase keine negativen Kommentare über ihn abgegeben hatte. Ich habe dann gesagt: ‚Okay, Uli, dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Es gibt in Deutschland kaum einen, der besser nachvollziehen kann, welche Fallhöhe du hattest. Kaum einen, der nachvollziehen kann, was deine Familie, Frau, Kinder und Enkel jetzt durchmachen müssen. Von daher wünsche ich dir auch, dass du das alles gut überstehst!'“
Angesichts der Entspannung im Verhältnis zu Hoeneß war es für Daum selbstverständlich, dass er Hoeneß weite Passagen des Werks habe zukommen lassen, „weil diese Rivalität zwischen mir, dem FC Bayern und Uli Hoeneß in der Tat natürlich nicht ausgelassen werden kann“. Ihm sei wichtig gewesen, „dass er einen Überblick über das Geschehene werfen konnte und die Möglichkeit hat zu intervenieren. Letztendlich hat Uli Hoeneß gesagt, dass man es so schreiben kann, und so habe ich es auch mit vielen anderen Wegbegleitern gemacht“.
Legendär war das TV-Duell von Daum mit Hoeneß im Aktuellen Sportstudio des ZDF am 20. Mai 1989, als der damalige Kölner Coach Daum den Bayern-Cheftrainer Jupp Heynckes im Meisterschaftsendspurt attackierte. Hoeneß, der damalige Chef der „Abteilung Attacke“ beim FC Bayern, lieferte sich ein heftiges Wortduell mit dem Fußballlehrer und dem damaligen Kölner Manager Udo Lattek im Zweiten.
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