Köln (SID) – Sie trugen ihn förmlich auf Händen, den Jungen mit den Zauberfüßen. Sie strichen ihm immer wieder durch die Haare, und sie klopften ihm auf die Schultern. Einfach jeder wollte an diesem 29. Juni 1958 den Erfolg in der Nähe des neuen „Königs“ genießen.
Pele, gerade einmal 17 Jahre alt, aus armen Verhältnissen, geboren in der brasilianischen Kleinstadt Tres Coracoes, blickte plötzlich mit feuchten Augen hinunter in die begeisterten Gesichter seiner Mitspieler.
Mit herausragender Technik, spielerischer Leichtigkeit und einer gewissen Unbekümmertheit führte der junge Mann mit der Nummer zehn auf dem Trikot Brasilien zum ersten WM-Titel. Mit zwei Treffern im Finale beim 5:2 gegen Gastgeber Schweden schwang sich Pele, der die Familie als Kind noch mit dem Verdienst als Schuhputzer in wohlhabenden Vierteln unterstützte, in Stockholm endgültig zum Weltstar auf.
Binnen weniger Wochen versammelte der neue Volksheld die ganze Nation hinter sich. Das Gesicht Peles zierte nahezu alle Titelseiten, die Bilder des weinenden Triumphators schossen um die Welt.
Dabei hatte Pele die ersten beiden Spiele des Turniers noch verletzungsbedingt verpasst, nach mäßigem Start wechselte Nationaltrainer Vicente Feola aber – und die spielfreudige Offensive um den WM-Debütanten Pele begeisterte in einer revolutionären 4-2-4-Formation.
Im letzten Vorrundenspiel gegen die Sowjetunion (2:0) überzeugte Brasilien, gegen Wales im Viertelfinale erlöste Pele das ganze Land mit dem 1:0. Und das „vorgezogene Endspiel“ gegen Frankreich (5:2) entschied Pele erneut fast im Alleingang mit einem Hattrick innerhalb von 22 Minuten. Das Endspiel entwickelte sich zum Schaulaufen.
Für Brasilien und Pele begannen mit dem ersten WM-Triumph goldene Jahre, der Großteil der Siegerelf verteidigte den Titel vier Jahre später erfolgreich. In England wurde Pele 1966 auf dem Feld von seinen Gegenspielern regelrecht gejagt, Brasilien enttäuschte und schied in der Vorrunde aus. Den Abschluss der Ära bildete die WM 1970 in Mexiko: nach einigen Querelen im Vorfeld wurde der dritte Titel durch die „beste brasilianische Nationalmannschaft überhaupt“ perfekt gemacht.
Fotos: SID