Frankfurt/Main (SID) – Am Ende jahrelanger Streitereien und Debatten strahlte Bundestrainer Sepp Herberger übers ganze Gesicht. „Endlich haben wir sie“, sagte der erleichterte Weltmeister-Coach, nachdem die Delegierten des DFB-Bundestages am 28. Juli 1962 im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen für die Gründung der Fußball-Bundesliga gestimmt hatten.
Aus dem klaren Votum von 103:26 Stimmen ging jedoch nicht hervor, wie heftig und kontrovers in den Jahren zuvor, ja auch am Tag der Abstimmung selbst, über die Einführung der zentralen Spielklasse diskutiert worden war. Viele Hindernisse mussten überwunden werden.
Bundesweit verstreute Oberligen waren damals die höchsten deutschen Spielklassen, während andere europäische Topnationen schon vor dem Zweiten Weltkrieg deutlich professioneller in zentralen Ligen strukturiert waren. Sorgen vor schwindender internationaler Wettbewerbsfähigkeit standen in Deutschland aber etwa Bedenken entgegen, dass viele Vereine durch die Einführung einer Bundesliga zahlungsunfähig würden.
Die große Kluft zeigte sich auch an diesem 28. Juli. Die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit schien in Gefahr, das Sport Magazin schrieb von „heftigen Zwiegesprächen“, ehe der spätere DFB-Präsident Hermann Neuberger mit einer „klugen Rede“ die Stimmung im Saal änderte.
Über die Gründung einer nationalen Eliteliga war schon lange zuvor nachgedacht worden. Bereits 1932 hatte es bei einem Geheimtreffen führender Klub-Vertreter in Eisenach die Idee gegeben, auch in Deutschland eine Liga nach Vorbild der 1892 gegründeten ersten englischen Division zu installieren. Doch die Zeit war noch nicht reif – noch lange nicht.
Franz Kremer, visionärer Präsident des 1. FC Köln, hatte nach dem Krieg die Idee forciert und 1949 den Vorsitz der „Interessengemeinschaft Bundesliga und Berufs-Fußball“ übernommen. Doch vor allem aus Süddeutschland kam strikte Ablehnung. 1958 wurde die Bundesliga-Gründung bei einem außerordentlichen DFB-Bundestag im Frankfurter Römer abgeschmettert, auch wenn Herberger gemahnt hatte: „Wir brauchen diese Eliteklasse, wenn wir international mithalten wollen.“
Vier Jahre mussten die großen Befürworter Kremer, Herberger und Neuberger noch weiterkämpfen, ehe sie im Dortmunder Goldsaal endlich am Ziel waren. Am 24. August 1963 rollte dann erstmals der Ball in der Bundesliga.
Fotos: SID