Es ging wild zu auf der Insel beim Spiel mit dem Ball. Die einen nahmen die Hände zu Hilfe, die anderen traten gerne gegen Schienbeine oder schossen lieber mit dem Fuß – einheitliche Regeln gab es im 19. Jahrhundert nicht in England, und so musste vor jedem Spiel erstmal langwierig diskutiert werden. Am 26. Oktober 1863 hatten dann Vertreter von einem Dutzend Vereinen und Schulen endgültig genug und gründeten die Football Association (FA), den ersten Fußballverband der Welt. Es gilt bis heute als Geburtsstunde des modernen Fußballs.
Hauptzweck der FA war die Festlegung eines einheitlichen Regelwerks. Im Cricket gab es dies etwa schon längst, wie Ebenezer Morley in einem Leserbrief in der Zeitung Bell’s Life kritisierte – warum also nicht auch im Fußball? Dieser Aufruf war der Stein des Anstoßes für die historische Versammlung an einem Montagabend in der Freemasons‘ Tavern in der Londoner Great Queen Street. Sechs Treffen und 44 Tage später standen am 8. Dezember 13 allgemeingültige Regeln auf dem Papier.
Zuvor war es aber heiß hergegangen. Der Vertreter des Klubs Blackheath zog etwa beim letzten Treffen die Mitgliedschaft in der FA zurück, weil zwei seiner Meinung nach wichtige Regeln gestrichen worden waren: Die eine hätte das Laufen mit dem Ball in der Hand erlaubt, die zweite das Verhindern eines solchen Laufs durch Tritte ins Schienbein, Beinstellen oder Festhalten. Mit einigen anderen Klubs gründete Blackheath acht Jahre später die Rugby Football Union.
Im Fußball war das Handspiel aber fortan untersagt, ebenso wie den Gegner zu treten oder ihm ein Bein zu stellen. Zudem stellte Regel 13 klar, dass keine hervorstehenden Nägel oder Eisenplatten an den Schuhen angebracht sein dürfen. Rugby-Anhänger fürchteten zwar eine „Entmännlichung“ des Spiels, und doch nahm die Erfolgsgeschichte des Fußballs ihren Lauf. Die erste Partie nach den neuen FA-Regeln wurde am 19. Dezember 1863 zwischen Barnes und Richmond ausgetragen – sie endete 0:0.
Frankfurt/Main (SID)
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