Osnabrück (SID) – Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) war es der Beginn einer neuen Ära. Am 23. Oktober 2004 wurde auf dem DFB-Bundestag erstmals in der Geschichte des 1900 gegründeten größten Sportfachverbandes der Welt beschlossen, dass dieser von einer Doppelspitze geführt wird.
Auf dem 38. DFB-Bundestag in Osnabrück wurde erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit die erforderliche Satzungsänderung (nur vier Gegenstimmen) und die Installierung des neuen Führungsduos Gerhard Mayer-Vorfelder (damals 71) und Theo Zwanziger (damals 59) beschlossen.
Für den bisher allein amtierenden „MV“ stimmten 243 der 253 stimmberechtigten Delegierten; es gab sieben Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Für den bisherigen Schatzmeister Zwanziger votierten 248 Wahlmänner in der Stadthalle. Es gab nur zwei Gegenstimmen und ebenfalls drei Enthaltungen. Zwanziger stieg zum Geschäftsführenden DFB-Chef auf.
Aufgrund der Führungskrise im Verband im Sommer nach der EURO in Portugal hatte es den internen Beschluss gegeben, den in die Kritik geratenen Mayer-Vorfelder zu entlasten. Der ehemalige Kultus- und Finanzminister des Landes Baden-Württemberg war im April 2001 in Magdeburg zum DFB-Präsidenten und Nachfolger von Egidius Braun aufgestiegen. In einer kämpferischen, rund einstündigen Grundsatzrede übte Mayer-Vorfelder in Osnabrück harsche Kritik an der Opposition in DFB, die ihn im Sommer stürzen wollte. Er machte seinen Gegnern, die sich in Barsinghausen formiert hatten, den Vorwurf, die offene Konfrontation gescheut zu haben.
„Ich liebe die offene Feldschlacht, wenn man mir in Augenhöhe sagt, was einem nicht gefällt. Wir sind alle Männer und der deutschen Sprache mächtig. Unstimmigkeiten sollten in Zukunft im offenen Gespräch ausgeräumt werden“, betonte „MV“, der zugab, dass ihn das Treffen in Barsinghausen verletzt und ihm weh getan habe.
Er stehe aber „aus tiefster Überzeugung hinter der Doppelspitze, aber im Interesse des Verbandes. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, und jeder sollte seine Fähigkeiten einbringen“, so Mayer-Vorfelder.
Zwanziger ergänzte damals: „Wir wollen die Gemeinsamkeiten, nicht das Trennende sichtbar machen. Sie können uns vertrauen, wir werden in ihrem Sinne arbeiten.“ Am 8. September 2006 stieg der Jurist aus Altendiez zum alleinigen DFB-Chef auf, trat aber am 1. März 2012 zurück.
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