Frankfurt/Main (SID) – Vicente del Bosque folgt schon sein ganzes Leben einem simplen Motto. „Es gewinnt nur der, der intelligent und bescheiden ist“, sagte die spanische Fußball-Ikone einst. Und dieser Philosophie ist der Mann aus Kastilien mit dem markanten Schnauzer im hektischen Fußballgeschäft stets treu geblieben – mit Erfolg. An seinem 70. Geburtstag am Mittwoch kann del Bosque auf eine beeindruckende Vita zurückblicken.
Schon als Spieler von Real Madrid erlangte er mit fünf spanischen Meisterschaften und vier nationalen Pokalerfolgen großen Ruhm, doch unsterblich machte er sich mit seinen Triumphen als Trainer. Der Iberer ist der einzige Fußballlehrer, der seine Teams zum Welt- und Europameister machte sowie die Champions League gewann.
Nach Jahren in der Nachwuchsabteilung von Real Madrid, den nach eigener Aussage „schönsten“ seiner Karriere, gewann er mit dem Profiteam der Königlichen jeweils zweimal die Champions League und die Meisterschaft. Sein Meisterstück lieferte er dann als Nationaltrainer.
Bei der WM 2010 machte der am 23. Dezember 1950 geborene Del Bosque sein Heimatland erstmals zum Weltmeister, schlug dabei auf dem Weg durchs Turnier im Halbfinale auch die deutsche Mannschaft. Zwei Jahre später bestieg er mit seinem Team auch den europäischen Thron. Als zweiter Trainer nach Helmut Schön (1972/1974) formte del Bosque ein Team zum Welt- und Europameister, es dominierte über Jahre den Weltfußball.
Kein Wunder, dass der Sohn eines republikanischen Eisenbahnarbeiters in Spanien fast schon Heiligenstatus genießt. Selbst das blamable Vorrundenaus bei der WM 2014 verzieh ihm die Fußballnation. „Es gibt keinen besseren Trainer als Vicente del Bosque für die Nationalmannschaft“, sagte sein Landsmann Pep Guardiola damals.
Den Zeitpunkt seines Rückzugs konnte der absolute Familienmensch, dessen mittlerer von drei Söhnen das Down-Syndrom hat, selbst wählen. Nach der Europameisterschaft im Sommer 2016 war es so weit, del Bosque verabschiedete sich freiwillig in den wohlverdienten Ruhestand. Zurück bleibt fast ein halbes Jahrhundert, in dem der ruhige, manchmal etwas knurrig daherkommende Junge aus Kastilien den Fußball entscheidend mitgeprägt hat – und zwar nicht nur in Spanien.
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