Köln (SID) – So etwas hatten die deutschen Fußballerinnen noch nicht erlebt. Das EM-Finale 1989 in Osnabrück wollten so viele Menschen sehen, dass Tausende am Eingang des Stadions an der Bremer Brücke abgewiesen werden mussten.
Wer aber an diesem 2. Juli zu den 22.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena zählte, erlebte den Durchbruch des Frauenfußballs in der Bundesrepublik. Mit einem 4:1 gegen die Titelverteidigerinnen aus Norwegen sicherte sich die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum ersten Mal den EM-Titel. Der überraschende Triumph im eigenen Land bildete den Grundstein einer stattlichen Titelsammlung: Es folgten sieben weitere EM-Erfolge sowie die WM-Triumphe 2003 und 2007.
„Dieses Spiel bleibt immer etwas Unvergessliches“, sagte die damalige Kapitänin und spätere Bundestrainerin Silvia Neid im Rückblick. Bis 1970 war der Frauenfußball im DFB ja sogar offiziell verboten. Etwas mehr als sechseinhalb Jahre nach dem allerersten offiziellen Länderspiel der DFB-Frauen schwamm das Team nun erstmals auf einer Welle der Begeisterung.
Der Halbfinal-Krimi gegen Italien (4:3 i.E.) in Siegen vier Tage zuvor war das erste Frauen-Länderspiel, das live im öffentlich-rechtlichen TV ausgestrahlt wurde. Vier Millionen Zuschauer fieberten an den Fernsehgeräten mit. Beim Endspiel in Osnabrück aber ging es dann weit weniger spannend zu.
Ursula Lohn (22./36.) per Doppelpack und die Ausnahmestürmerin Heidi Mohr (45.) sorgten früh für klare Verhältnisse. Nach dem Anschluss durch Sissel Grude (54.) setzte Angelika Fehrmann (73.) den Schlusspunkt für die Auswahl des stolzen Trainers Gero Bisanz.
Auch die doch sehr spezielle Siegprämie ging in die Geschichte ein. Der DFB beschenkte seine neue Heldinnen mit dem legendären Blümchen-Kaffeeservice „Mariposa“ von Villeroy & Boch, das mittlerweile auch im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund ausgestellt ist.
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