Hamburg (SID) – Sepp Herbergers große Karriere als Coach und späterer „Chef“ der Weltmeistermannschaft von 1954 begann mit einem simplen Verwaltungsakt. Doch als der damals 39-Jährige am 10. Oktober 1936 zum „Reichstrainer des Fachamtes Fußball“ ernannt wurde, war seine Position schwächer, als dieser Titel vermuten ließ.
Denn sein Vorgänger Otto Nerz blieb noch bis 1938 als „Referent für die Nationalmannschaft“ Herbergers Vorgesetzter. Als Coach war Nerz von den nationalsozialistischen Sportführung nicht mehr gewollt. Die 0:2-Niederlage im Viertelfinale des olympischen Fußballturniers gegen Außenseiter Norwegen unter den Augen von Adolf Hitler war ihm zum Verhängnis geworden.
Die Chance, es an gleicher Stelle besser zu machen, packte sein Nachfolger am Schopf. Beim Heimdebüt ihres neuen Trainers am 15. November im Berliner Olympiastadion trotzte die deutsche Nationalmannschaft Weltmeister Italien nach einer starken Leistung ein hochverdientes 2:2 ab. Beide Tore erzielte der wie Herberger vom SV Waldhof Mannheim stammende Otto Siffling.
Bis zum „Wunder von Bern“ sollte es noch 18 Jahre dauern. Knapp zehn Jahre nach dem WM-Triumph in der Schweiz endete die große Karriere Herbergers als Trainer, und auch als Nationalspieler schloss sich für den Mannheimer mit dem Länderspiel am 7. Juni 1964 in Helsinki gegen Finnland (4:1) der Kreis. An gleicher Stelle hatte Herberger 43 Jahre zuvor sein erstes Länderspiel bestritten und gleich seine einzigen beiden Länderspieltore geschossen.
Schon zwei Jahre zuvor war Herberger von der Bundesrepublik Deutschland mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse geehrt worden. Er starb am 28. April 1977 im Alter von 80 Jahren – an einem während der TV-Übertragung eines Länderspiels erlittenen Herzinfarkt.
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