Lissabon (SID) – Mission Triple erfüllt, „Campeoes da Europa“: Der FC Bayern München hat dank Matchwinner Kingsley Coman und eines bärenstarken Manuel Neuer in einem packenden Duell der Giganten zum zweiten Mal nach 2013 den Titel-Dreierpack geholt. Im Endspiel der Champions League überwältigte der deutsche Rekordmeister das Millionen-Ensemble von Paris St. Germain mit den Weltstars Neymar und Kylian Mbappe sowie dem deutschen Trainer Thomas Tuchel mit 1:0 (0:0) und holte sich zum sechsten Mal in seiner ruhmreichen Vereinsgeschichte den begehrten Henkelpott. Meistermacher Hansi Flick ist zugleich der sechste deutsche Trainer, dem dies gelang.
Coman (59.) köpfte die Bayern in einem nicht immer hochklassigen Finale mit dem 500. Treffer der Münchner in der Champions League ins Glück. Ausgerechnet Coman: Der Franzose war einst bei Paris St. Germain ausgebildet worden. Außerdem bewies Flick ein goldenes Händchen: Der Trainer hatte den flinken Stürmer nicht zuletzt wegen dessen Vergangenheit für das Finale anstelle von Ivan Perisic wieder auf die linke Seite gestellt. Dort hatte der 24-Jährige zunächst Probleme mit Nationalspieler Thilo Kehrer, steigerte sich aber wie seine Mitspieler in der zweiten Halbzeit – und konnte sich zudem auf einen herausragenden Neuer verlassen.
Bis zur Pause waren sich beide Mannschaften auf Augenhöhe begegnet: Paris wirkte dabei zunächst ein wenig spritziger, den Bayern fehlte oft die Genauigkeit und die Leichtigkeit wie beim 8:2 im Viertelfinale gegen den FC Barcelona. Allerdings hatte Robert Lewandowski früh den Pfosten getroffen (22.), kurz vor der Pause hätten die Münchner bei einem Zweikampf zwischen Coman und Kehrer auch einen Elfmeter zugesprochen bekommen können (45.+1). In der zweiten Halbzeit traten die Münchner wie verwandelt auf, waren ballsicherer und dadurch auch druckvoller, am Ende verteidigten sie mit höchstem Einsatz, viel Geschick – und einem sicheren Neuer.
„Die Mannschaft ist zu hundert Prozent bereit, ich bin zu hundert Prozent bereit“, versicherte Flick vor dem Spiel. Doch auch Paris war bereit. Tuchels Mannschaft presste früh und hoch, stand gut in der Abwehr und hatte gute Chancen, die beste in der 18. Minute: Manuel Neuer rette dabei zweimal grandios gegen Neymar. Die Münchner Abwehr, in der Jerome Boateng schon in der 25. Minute verletzungsbedingt durch Niklas Süle ersetzt werden musste, hatte vor allem über die Seite von Alphonso Davies und immer wieder auch durch Kehrer Probleme. Beim Tor von Coman verschätzte sich Kehrer freilich böse.
Mit dem sechsten Gewinn des Henkelpotts nach 1974, 1975, 1976, 2001 und 2013 haben die Münchner nun zu Titelverteidiger FC Liverpool aufgeschlossen, häufiger holten die 7,5 Kilogramm schwere Trophäe nur Real Madrid (13) und der AC Mailand (7). Der Triumph von Lissabon ist der zugleich zweite Sieg in der Champions League für einige Helden von Wembley: Thomas Müller, Boateng, Neuer und David Alaba standen auch vor sieben Jahren 2:1 im Finale gegen Borussia Dortmund in der Startformation – zum Kader gehörte auch damals schon Javi Martinez.
In Lissabon krönten die Bayern herausragende Monate unter Flick, der nach einem Debakel bei Eintracht Frankfurt (1:5) am 3. November 2019 das Amt von seinem damaligen Chef Niko Kovac übernommen hatte: Der Sieg im Finale war der 21. nacheinander in einem Pflichtspiel, seit der Niederlage am 7. Dezember 2019 bei Borussia Mönchengladbach haben sie nur eine von 31 Partien nicht gewonnen – am 7. Februar gegen RB Leipzig (0:0).
Am Montag Nachmittag werden die Bayern zurück in München erwartet. Viel Zeit zum Feiern bleibt freilich nicht. Am 11. September um 20.45 Uhr treten die Triple-Sieger in der ersten Runde des DFB-Pokal gegen den 1. FC Düren an. Eine Woche später eröffnen sie die neue Bundesliga-Saison mit einem Heimspiel gegen Schalke 04.
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