Dortmund (SID) – Für Borussia Dortmunds Präsident Reinhard Rauball hat der Profi-Fußball durch Fehlentwicklungen einen Ansehensverlust erlitten. „Der Fußball hat Schaden genommen in der jüngeren Vergangenheit“, konstatierte der 74-Jährige in einem Interview mit der Funke Mediengruppe: „Fußball ist Kulturgut. Die Idee, den Sport mit den Gefühlen der Menschen in Einklang zu bringen – das ist etwas untergegangen.“
Nach Rauballs Meinung sind besonders exorbitant hohe Spieler-Gagen und Transfersummen das Hauptproblem für das Image der Branche geworden. „Die Gehaltsschraube und die fast ins Unendliche reichende Ablösethematik haben wir nicht in den Griff bekommen“, sagte der Jurist „als jemand, der das als Ligapräsident selbst nicht geschafft hat.“
Die in den vergangenen Wochen wieder aufgekochte Debatte über eine Sonderrolle des Fußballs hält Rauball hingegen für fehlgeleitet. Damit bezieht er sich auf den Vorschlag von Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge für eine bevorzugte Corona-Impfung von Bayern-Stars zugunsten einer höheren Akzeptanz der Immunisierung sowie die zahlreichen Flugreisen von Topklubs zu Europacup-Spielen.
Rummenigge habe, meinte Rauball, „einen grundsätzlich nicht schlechten Gedanken ausgesprochen“ und „kein Privileg für seine Mannschaft gefordert“, während die Europapokal-Trips als „Berufsausübung in einer weitgehend durch umfassende Konzepte abgesicherten Welt“ stattfänden.
Insgesamt jedoch traut Rauball dem Fußball eine Trendwende zu: „Es geht um ein ehrliches Miteinander auf allen Seiten. Der Fußball schafft es immer noch, Menschen zusammenzubringen. Dieses Potenzial ist noch nicht verloren. Unser Ansporn sollte es sein, dass der Fußball seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft behält.“
Als Beleg für eine unverändert hohe Bedeutung der wegen der Corona-Pandemie seit fast einem Jahr ausgeschlossenen Fans für die Vereine und Mannschaften nannte Rauball die Probleme seiner Borussen in der laufenden Saison: „Wir haben vier Heimspiele verloren. Dafür ist Borussia Dortmund nicht bekannt gewesen. Doch die Fans fehlen. Dass spüren wir bei den Ergebnissen und auch bei der Leidenschaft der Spieler.“
Fotos: SID
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