Berlin (SID) – DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht den Mangel an Talenten im deutschen Fußball sogar auf die Torhüter-Position übergreifen und hat den Wechsel von Alexander Nübel zum FC Bayern kritisiert. „Wir haben kaum Strafraum-Stürmer mehr, bei den Außenverteidigern und mittlerweile sogar bei den Torhütern Probleme“, sagte Bierhoff der Sport Bild: „Ich habe die Entscheidung von Alexander Nübel nicht nachvollziehen können, da meine Überzeugung ist: Gerade in jungen Jahren geht nichts über Spielpraxis. Ich hätte mir gewünscht, dass er bei einem Verein spielt, bei dem er kontinuierlich zum Einsatz kommt.“
Nübel (24) war im vergangenen Sommer von Schalke 04 zum Rekordmeister aus München gewechselt. Seither ist er dort die Nummer zwei hinter Welttorhüter Manuel Neuer und kam lediglich auf zwei Pflichtspieleinsätze. Nübel steht noch bis 2025 bei Bayern unter Vertrag. Bierhoff hatte bereits zuletzt in einem Gastbeitrag in der Welt am Sonntag Tempo bei der Nachwuchsreform des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) angemahnt, da im Juniorenbereich die Talente derzeit fehlen.
„Die Rückmeldungen unserer U-Trainer sind, dass sie früher pro Jahrgang fünf bis sechs Jungs nennen konnten, die definitiv Bundesliga- oder auch Nationalspieler werden können. Das ist zurzeit leider nicht der Fall“, so Bierhoff in der Sport Bild weiter. Er lobte zwar die Entwicklung einzelner Talente wie Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) oder Youssoufa Moukoko (Borussia Dortmund), doch viele andere hätten sich „gut, aber sehr konform entwickelt“.
Die Gründe für den Talente-Mangel seien laut Bierhoff vielschichtig. „Wir kommen aus einer langen Zeit der Euphorie und des Erfolges. Ich spüre noch nicht die notwendige Bereitschaft, mutig und entschlossen auch drastische Veränderungen vorzunehmen“, sagte er: „Zum anderen greifen die Effekte solcher Maßnahmen nicht vom einen auf den anderen Tag.“
Von Bundesliga-Trainern bekomme er mit, dass diese „liebend gerne junge, deutsche Spieler einsetzen würden – doch die finden sie gerade nicht“. Um das Problem zu lösen, müssen den jungen Spielern in der Jugendarbeit „mehr Freiheiten und Individualität“ zugestanden sowie die „persönlichen Stärken“ gefördert werden, so Bierhoff.
Fotos: SID
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