Frankfurt am Main (SID) – Leverkusen-Boss Fernando Carro erwartet durch die nahende Reform der Champions League ein noch größeres Ungleichgewicht im europäischen Fußball. „Das Risiko ist absolut gegeben“, sagte das Mitglied der UEFA-Kommission für Klubwettbewerbe der Sport Bild: „Wenn am Ende die Champions League noch mehr und die Europa League noch weniger bekäme, wird die Schere noch größer. Leistung muss belohnt werden, ganz klar. Aber wir müssen auch unbedingt dafür Sorge tragen, dass ein gewisses Maß an Chancengleichheit bestehen bleibt.“
Die „neue“ Königsklasse solle sich hierbei ein Beispiel an der Bundesliga nehmen. „Wenn die europäische Geldverteilung künftig so fair gestaltet werden würde wie die in der Bundesliga, wäre die Kluft nicht so groß“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bayer Leverkusen. Die Zuständigkeiten bei der Geldverteilung sind weiter ein Streitthema, deshalb war die eigentlich für vergangene Woche geplante Verabschiedung der Reform auch auf den 19. April verschoben worden.
„Real Madrid, AC Mailand und Manchester United waren anscheinend treibende Kräfte für eine geschlossene Super League. Jetzt wollen sie wenigstens die Vermarktung der neuen Champions League selbst in die Hand nehmen, um höhere TV- und Sponsoreneinnahmen zu erzielen“, erklärt Carro. Dies solle durch die Übernahme der Mehrheit an der UEFA-Vermarktungstochter UCC SA oder die Gründung einer eigenen Vermarktungsgesellschaft gelingen.
Der Vorstoß einiger Klubs sei durchaus „verständlich und legitim“, findet der 56-Jährige: „Die UEFA ist Veranstalter, aber die Klubs tragen das finanzielle Risiko und die Kosten, auch in der Pandemie.“ Mehr Mitsprache der Vereine gehe auch nicht zwingend mit der Öffnung für einen Investor einher.
„Ich sehe nicht die Notwendigkeit, einen Investor reinzuholen. Weil die UEFA beziehungsweise die Klubs selbst in der Lage sind, die europäischen Wettbewerbe zu vermarkten. Ein Investor will mitverdienen, dieses Geld würde den Klubs verloren gehen“, sagte Carro.
Bezüglich des neue Modus müssten nur noch Details geklärt werden. Ab 2024 ist eine Aufstockung von 32 auf 36 Mannschaften und eine Erhöhung der Anzahl der Spiele in der Vorrunde, die durch das sogenannte „Schweizer Modell“ ersetzt werden soll, vorgesehen. Die Bundesliga sehe dieses Format als „guten Kompromiss“, sagte Carro.
Text und Fotos: SID
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