Die DFB-Elf gewann keines ihrer jüngsten drei Duelle mit den Verteidigungskünstlern. Der Blick zurück zeigt auf, warum.
Herzogenaurach (SID) – Ungarn hat sich unter Trainer Marco Rossi zu einer Art Angstgegner für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft entwickelt. Keine der letzten drei Begegnungen mit der Nummer 26 der Weltrangliste wurde gewonnen. Was lief da schief?
23. Juni 2021, Deutschland – Ungarn 2:2 in München (EM)
Der Regen prasselt beim ersten Pflichtspiel-Duell seit dem legendären WM-Finale 1954 (3:2) wie einst in Bern unaufhörlich hernieder. Der Mainzer Adam Szalai (11.) schockt die DFB-Elf, dem Ausgleich von Kai Havertz (66.) folgt die erneute ungarische Führung durch den späteren Unioner Andras Schäfer (68.).
Wegen des zweimaligen Rückstands sei es „ein unglaublich zäher Kampf“ gewesen, sagt Bundestrainer Joachim Löw, es „waren wenig Räume da, auch außen haben sie sehr gut zugemacht“. Kurz: „Eine sehr starke Defensivleistung von Ungarn.“
Deren Riegel knackt auf Zuspiel des 18-jährigen Jamal Musiala erst Leon Goretzka (84.). Sein Tor bringt Deutschland ins Achtelfinale, sein „Herz“-Jubel vor dem schwarzen Block der Gästefans geht um die Welt. Goretzka ist nicht mehr dabei, noch sechs Spieler aus der damaligen Startelf aber gehören zur aktuelle deutschen EM-Stammformation.
11. Juni 2022, Ungarn – Deutschland 1:1 in Budapest (Nations League)
Zsolt Nagy kopiert Goretzkas Geste nach seinem 1:0 (6.), als direkte Replik will er sie aber nicht verstanden wissen. Jonas Hofmann (9.) kontert, vergibt in der Schlussphase aber den Sieg. „Da haben irgendwelche Synapsen nicht richtig gezündet“, sagt er. Verdient gewesen wäre der Erfolg nicht, Torwart Manuel Neuer muss mehrfach retten.
Im Spiel nach vorne vermisst der Kapitän „Zielstrebigkeit“ und „Leichtigkeit“, Bundestrainer Hansi Flick klagt über „sehr kompakte“ Ungarn und einen „Rückschritt“ bei seinem Projekt „Rückkehr an die Weltspitze“. Hofmann sagt anerkennend über die „relativ tief“ stehenden Ungarn: „Was sie machen, machen sie in aller Konsequenz.“
Mit Neuer, Joshua Kimmich, Musiala und Havertz stehen nur vier Spieler aus der heutigen EM-Elf in der Startformation, Ilkay Gündogan wird eingewechselt. „Die Mannschaft“, sagt Flick, „kann viel lernen.“
23. September 2022, Deutschland – Ungarn 0:1 in Leipzig (Nations League)
Das tut sie nicht – zumindest nicht, was Ungarn angeht. Wieder trifft Szalai (17.), inzwischen in Basel tätig, die DFB-Elf erlebt nach einer katastrophalen ersten Halbzeit (Hofmann: „richtig scheiße“) die erste Pleite unter Flick.
Der Bundestrainer, der mit nur drei Startspielern aus der jetzigen EM-Elf beginnt (Rüdiger, Gündogan, Kimmich), verzockt sich bei der Aufstellung unter anderem mit Rechtsverteidiger Hofmann. Er sieht „wenig Mut“ und klagt: „Wir haben die Räume nicht besetzt, waren nicht aktiv.“
Gündogan zeigt eines seiner schwächsten Länderspiele, Nebenmann Kimmich moniert das „viel zu langsame“ Passspiel. Flick beschwichtigt. „Wir wissen jetzt, worum es geht, das hat uns die Augen geöffnet“, sagt er: „Besser ärgern wir uns jetzt als bei der WM…“
Bild: Joshua Kimmich bei der Niederlage 2022 in Leipzig (© AFP/SID/JOHN MACDOUGALL)