Am 10. November 2009 nahm sich der Torhüter von Hannover 96 Robert Enke das Leben. In 2019 jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal, was vielerorts zum Anlass genommen wird, dem beliebten Sportsmann zu Gedenken. Aber auch zu reflektieren, was seitdem passiert ist.
Enke war ein überaus erfolgreicher Torwart, er war die gesetzte Nummer Eins beim Bundesligisten Hannover 96 und wurde für die Nationalmannschaft nominiert. Auch in der DFB-Elf hatte er das Zeug zum Stammtorwart gehabt.
Doch er verlor den Kampf gegen seine schwere Depression und begann Suizid. Der 10. November ist sicherlich nicht nur vielen Fußballfans deshalb in trauriger Erinnerung geblieben. Nach dem Freitod Enkes äußerten sich viele Verantwortliche, Fans und Spieler. Und bekannten, dass sich der Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft insgesamt und im Profisport im Speziellen ändern müsse. Doch was genau hat sich getan?
Die Robert-Enke-Stiftung
Die Robert-Enke-Stiftung wurde bereits am 15. Januar 2010 ins Leben gerufen. Das Stiftungskapital wurde gleichermaßen vom DFB, der DFL und der Hannover 96 GmbH & Co. KG beigesteuert. Nach dem die Krankheit Depression so stark in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt war, hieß es den Worten auch Taten folgen zu lassen.
Ein Fall wie der von Robert Enke sollte sich nicht wiederholen. Im Leistungssport ist für Schwäche und Krankheit häufig kein Platz, der öffentliche Druck ist enorm.
Auch wenn sich bisher einiges getan hat, werden psychische Krankheiten heute immer noch anders wahrgenommen als physische Erkrankungen und stoßen häufiger auf Unverständnis oder Ignoranz. Die Aufklärungsarbeit zum Thema Depression ist ein großes Anliegen der Robert-Enke-Stiftung, welche sich außerdem für herzkranke Kinder engagiert.
Teresa Enke macht weiter
An der Spitze der Stiftung steht die Vorstandsvorsitzende Teresa Enke, die Frau Robert Enkes. Seit dem Tod ihres Mannes engagiert sie sich stark für den Kampf gegen die Depression und hat bereits viele Stiftungs-Projekte erfolgreich vorangetrieben. Ihre öffentlichen Auftritte sind selten aber immer eindrucksvoll und sorgfältig ausgewählt.
Teresa Enke ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie sich Menschen Lebenskrisen stellen und sie bewältigen, ja vielleicht sogar einen neuen Sinn daraus ziehen können.
Auch an der Biografie „Robert Enke: Ein allzu kurzes Leben“ war sie entscheidend beteiligt. Das Buch zeichnet nicht nur die Geschichte und Karriere Enkes nach, sondern gibt auch einen intensiven Einblick in das Leben eines depressiven Menschen und seines direkten Umfeldes.
Projekte der Robert-Enke-Stiftung
Bei der Robert-Enke-Stiftung können gemeinnützige Projekte, die sich mit den Themen Depression oder Herzleiden bei Kindern befassen, eine Förderung beantragen. Die Stiftung selbst hat in ihrer nun bald zehnjährigen Geschichte bereits zahlreiche Projekte vorangetrieben.
Es werden Vorträge in Nachwuchsleistungszentren in ganz Deutschland zum Thema psychische Gesundheit organisiert. Unter dem Motto „Robert-Enke-Stiftung auf Tour“ gibt es eine mobile Informationsplattform, welche an wechselnden Standorten für eine Enttabuisierung psychischer Krankheiten wirbt.
Ebenfalls von der Stiftung entwickelt wurde die sogenannte „EnkeApp“ für das Smartphone. Welche einen umfassenden Überblick über mögliche Anzeichen für eine Depression gibt und zusätzliche Hilfsangebote bündelt und allen Usern den Zugang zu diesen erleichtern soll. Die genannten Beispiele sind nur einige von vielen. Welche die Stiftung unter der Leitung von Teresa Enke in den letzten Jahren vorangebracht hat.
Schwierige Fortschritte
Depression kann jeden treffen: Robert Enke, der glücklich verheiratet und beruflich erfolgreich war, ist letztlich ein Beispiel von leider viel zu vielen. Die Arbeit von Teresa Enke und der Robert-Enke-Stiftung ist unverzichtbar in der heutigen Leistungsgesellschaft. Sie scheint aber auch immer wieder ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Denn der Umgang mit psychischen Erkrankungen ändert sich nur langsam und schleppend.
Die mediale Berichterstattung über Profisportler und die Bewertung der Fans ist seit dem Tod von Robert Enke nur in wenigen Fällen sensibler geworden. Markus Miller, damals zweiter Torwart von Hannover 96, begab sich zwei Jahre nach Enkes Tod wegen eines Burn Outs in ärztliche Behandlung, machte diesen Schritt öffentlich und erntete dafür viel Zuspruch. Er kann als eines von wenigen positiven Beispielen genannt werden.
Teresa Enke lebt vor, wie mit psychischer Erkrankung umgegangen werden sollte und wie der Kampf gegen sie funktionieren kann. Es liegt an den Medien, den Vereinen aber auch an jedem einzelnen Mitglied der Gesellschaft, ihre Argumente zu verinnerlichen und das eigene Verhalten zu hinterfragen.
So kann zehn Jahre nach dem Tod Enkes an einen außergewöhnlichen Sportsmann und Menschen erinnert werden, nach dessen tragischem Tod sich tatsächlich etwas getan hat.