Köln (SID) – Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff plädiert dafür, die im Herbst anstehende Nations League nicht in Hin- und Rückspielen, sondern als Event an einem neutralen Ort auszutragen. „Eine Art Mini-Turnier könnte eine Idee sein“, sagte der 52-Jährige im Interview mit dem kicker (Dienstagsausgabe) und signalisierte das Interesse des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an der Gastgeberrolle: „Wir haben das Know-how und eine Top-Organisation im DFB, das haben wir schon mehrfach bewiesen. Wenn ein solches Modell der UEFA hilft, würde ich sagen: Ja, wir stehen bereit.“
Er gehe davon aus, dass „im Herbst leider noch nicht mit Zuschauern gespielt werden kann, sodass der Heimvorteil wegfällt. Da ist bei den Nationalverbänden die Bereitschaft vielleicht größer, an einem neutralen Ort zu spielen. Man würde unnötige Reisen verhindern und könnte die Spieler, ob sie aus der Ukraine, Spanien oder der Schweiz kommen, besser kontrollieren.“ Die genannten Nationen sind die deutschen Gruppengegner in der Liga A.
Generell ist Bierhoff dafür, die aktuell im September, Oktober und November angesetzten Länderspiel-Termine zu bündeln, um in der Corona-Zeit notwendige Vorbereitungsmaßnahmen treffen zu können. „Man könnte beispielsweise im Herbst deutlich längere und dafür in der Summe weniger Abstellperioden für die Nationalmannschaften reservieren. Damit hätte man die Spieler eine längere Zeit an einem Ort und könnte die Sicherheitsaspekte beispielsweise der Quarantäne, die jetzt für die Bundesliga gelten, auch da anwenden.“
Der Europameister von 1996 geht weiter fest davon aus, dass im Herbst neben den sechs angesetzten Pflichtspielen auch die im März ausgefallenen Testspiele gegen Italien und Spanien nachgeholt werden: „Der Stand heute ist, dass wir in der zweiten Jahreshälfte acht Länderspiele haben, sechs in der Nations League und zwei Testspiele.“
Als „Riesenerfolg“ wertete Bierhoff den Restart der Bundesliga: „Der deutsche Fußball hat eine weltweite Pionierrolle eingenommen, für die wir auch viel internationale Anerkennung erfahren haben. Ich bekomme sehr viele Anfragen aus Italien. Sie bewundern uns dafür, wie es Deutschland immer wieder schafft, aus Krisen sehr diszipliniert herauszukommen.“
Dass die Saison-Fortsetzung bei vielen Fans keine große Begeisterung auslöse, ist für Bierhoff „nachvollziehbar“. Die Menschen hätten „aktuell andere Sorgen und Gedanken. Und zu einer Meisterschaft gehören nun einmal die Fans und eine ausgelassene Stimmung.“