Ein Finalist des ersten Endspiels um die deutsche Fußball-Meisterschaft kam aus Prag, der eigens bestellte Spielball wurde nicht ausgeliefert – derlei beispiellose Kuriositäten prägten am 31. Mai 1903 den Titelgewinn des VfB Leipzig.
Mit 7:2 (1:1) verwiesen die Sachsen den DFC Prag auf dem Exerzierplatz von Altona – seinerzeit ein Vorort, heute ein Stadtteil von Hamburg – klar in die Schranken. 45 Minuten mussten die 2000 bis 2500 Zuschauer – die damaligen Chronisten waren sich nicht einig – auf den Anpfiff warten, ehe aus dem benachbarten Vereinsheim von Altona 93 ein Lederball herbeigeschafft worden war.
Dass der unterlegene Finalist aus der seinerzeit böhmischen Moldaumetropole überhaupt das Endspiel erreichte, war eine Verkettung glücklicher Umstände. Denn nur bei der Premiere 1903 und auch noch 1904 war die Teilnahme im Ausland ansässiger deutscher Vereine erlaubt.
Und im Halbfinale profitierte der DFC vom Telegramm-Skandal um den Karlsruher FV. Die Badener erhielten die Nachricht, die Partie in Leipzig gegen Prag würde verlegt. Fakenews, wie sich bald herausstellte, der Absender wurde nie ermittelt, doch so erreichte Prag kampflos das Endspiel.
Von einem Stadion heutiger Prägung war die auch Exerzierweide genannte Spielstätte weit entfernt. Es gab keine Tribüne und keine Kassenhäuschen, das Eintrittsgeld – 1 Mark, im Vorverkauf 50 Pfennig – wurde von jedem Besucher mit herumgereichten Tellern eingesammelt. Die Spieler zogen sich in einer nahe gelegenen „Erfrischungshalle“ um.
Die letzte Originaleintrittskarte ist im Deutschen Fußballmuseum ausgestellt. Für das „Fußballwettspiel um die Meisterschaft von Deutschland, Pfingstsonntag, Nachmittags 4 Uhr“.
SID