Rekord geholt, Punkte verschenkt: Union Berlin ist trotz des nächsten Treffers von Superjoker Sven Michel im Rennen um die Europapokalränge überraschend gestolpert. Ausgerechnet gegen das bereits als Absteiger feststehende Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth reichte es für zu harmlose Köpenicker im 100. Bundesliga-Spiel nur zu einem 1:1 (0:1). Mit nun 51 Zählern stellte Union zwar einen Klub-Bestwert im Oberhaus auf, darf sich im Kampf um das internationale Geschäft aber nicht zu sicher fühlen.
Einwechselspieler Michel (72.) rettete den Gastgebern im zweiten Durchgang das Remis. Kapitän Branimir Hrgota (33.) hatte die Fürther, deren Abstieg seit dem vergangenen Wochenende besiegelt ist, zuvor in Führung gebracht. Für Union, das weiterhin auf Tabellenplatz sechs steht, geht es derweil am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Rivalen SC Freiburg weiter, wo ein Sieg für das Europa-League-Ticket immens wichtig wäre.
Am Freitag veränderte Union-Trainer Urs Fischer seine Mannschaft vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei im Vergleich zum 2:1-Sieg bei RB Leipzig vom vergangenen Wochenende nur auf einer Position. Genki Haraguchi spielte für Andras Schäfer (Corona). In den ersten Minuten war Fürth jedoch agiler, wirkte befreit und versuchte es mit Flanken, die zunächst noch nicht so recht ankamen.
Laut Fürth-Trainer Stefan Leitl, der zuletzt einen laut Medienberichten feststehenden Wechsel zum Zweitligisten Hannover 96 dementiert hatte, gelte „die volle Konzentration den letzten Spielen. Wir wollen punkten, das sind wir der Liga, den Fans und dem Verein schuldig.“ Und seine Mannschaft spielte entsprechend. Bis auf einen Versuch von Taiwo Awoniyi (11.), der aus kurzer Distanz das Tor verfehlte, bestimmte Fürth in dieser Phase das Geschehen.
Und die Franken wurden mit der Zeit richtig gefährlich. Nach einer starken Einzelaktion von Jamie Leweling landete ein Abpraller bei Tobias Raschl (17.), der aus 20 Metern die Latte traf. Drei Minuten danach zielte Hrgota nach ansehnlicher Kombination nur Zentimeter links daneben. Mitte der ersten Halbzeit belohnte sich der Schwede dann, als er einen nach einem Freistoß abgewehrten Ball aus rund zehn Metern ins Netz drosch. Union kam vor der Pause nicht mehr zwingend in den Fürther Strafraum.
Nach dem Seitenwechsel bemühte sich Union, schneller und vertikaler zu spielen – und präsentierte sich mutiger. Awoniyi (66.) wurde von Union-Verteidiger Robin Knoche steil geschickt, machte es Fürths Torwart Andreas Linde jedoch zu leicht und schoss ihm in die Arme. Schließlich war es wieder Michel, der schon in Leipzig das Spiel gedreht hatte. Zwei Minuten nach seiner Einwechselung musste der Stürmer nur noch einschieben, als Fürths Nick Viergever den Ball beim Dribbling im eigenen Fünfmeterraum verlor.
Text und Fotos: SID