Borussia Dortmund hat bei der Rückkehr der Gelben Wand eine Leipziger Lehrstunde in Effizienz erhalten. Vor erstmals seit 763 Tagen wieder 81.365 Zuschauern verlor der BVB das Bundesliga-Topspiel gegen ein beeindruckend abgezocktes RB mit 1:4 (0:2) und kann den Meistertitel angesichts von neun Punkten Rückstand abschreiben – vorausgesetzt, die Wechselpanne von Bayern München am Nachmittag in Freiburg bleibt ohne Konsequenzen.
Der BVB machte in der ersten Halbzeit das Spiel, aber Leipzig erzielte die Tore. Konrad Laimer nutzte erst eine Unaufmerksamkeit von Emre Can eiskalt aus (21.) und traf dann mit einem abgefälschten Schuss (30.). Unglücksrabe auch dabei: Can, der den Ball blocken wollte. Christopher Nkunku (57.) zerstörte mit der ersten RB-Chance der zweiten Hälfte die ohnehin arg zarte Hoffnung auf eine Wende, der überragende Laimer hatte per Hacke vorgelegt. Den Dortmunder Treffer des eingewechselten Donyell Malen (84.) konterte Dani Olmo (86.) sehenswert.
Dem BVB half somit weder die zumindest anfangs lautstarke und farbenfrohe Unterstützung noch die überraschende Rückkehr von Stürmerstar Erling Haaland, der angeschlagen gewesen war. Leipzig festigte den vierten Tabellenplatz.
Das größte Stadion Deutschlands war erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder voll besetzt. Die Ultras hatten zur Feier des Tages einen Marsch zum Stadion organisiert – sie meldeten sich mit einer gelb-roten Wand aus Rauch und Bengalischen Feuern an ihrem Stammplatz auf der Südtribüne zurück.
Der beißende Geruch wehte noch durchs Stadion, als die Mannschaft sich schon längst um die Führung bemühte. Kapitän Marco Reus legte den Ball in seinem 350. Pflichtspiel für den BVB vor RB-Torhüter Peter Gulacsi in den Rücken Haalands ab, der nicht mehr reagieren konnte (7.).
Der Torjäger hatte es nach Knöchelproblemen, die er vom Einsatz für die norwegische Nationalmannschaft mitgebracht hatte, doch in die Startelf geschafft. In der 13. Minute hätte er beinahe einen Patzer von RB-Verteidiger Mohamed Simakan genutzt, er schoss aber aus der Drehung neben das Tor.
Leipzig, gemeinsam mit Dortmund vor dem Anpfiff die beste Rückrundenmannschaft (beide 23 Punkte), gab den Ball anfangs meist selbst zu schnell her. Einmal aber eroberte Laimer den Ball vom übertölpelten Can, spielte Doppelpass mit Nkunku und hob den Ball über Torhüter Gregor Kobel hinweg ins Tor. Can war es dann auch, der Laimers Schuss unhaltbar zum 0:2 abfälschte.
Nach der Pause wollte der BVB korrigieren, Trainer Marco Rose stellte von Dreier- auf Vierer-Abwehrkette um. Die Dortmunder fanden aber sehr selten einen Weg, konstant Druck aufzubauen. Stattdessen schlug RB wieder mit der ersten Chance zu, Nkunku vollendete eine Traumkombination. Von den 25.000 Fans auf der Südtribüne sangen noch ein paar Hundert tapfer weiter.
Text und Fotos: SID